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Brief (Transkript)

Eltern an Karl Nünnighoff am 3.12.1942 (3.2008.1388)

 

Mülh den 3.12.42



Lieber Karl!

So nun will ich Dir den vorgestern versprochenen Brief schreiben und will Dir eben was erzählen. Am Donnerstag, im Laden Hochbetrieb kommt ein Herr eine Dame & ein Kind in den Laden die ich erst nicht beachtete, bis ich endlich sehen mußte, daß es Paul Böttcher mit Familie war, kannst Dir denken daß ich erstaunt war, wo wir doch wußten daß er im Osten war. Wir hatten gegenseitig große Freude uns mal wiederzusehen. Er ist lange hier gewesen und hat viel erzählt. Wie er sich über Deine Post mit Rauchwaren gefreut hätte könnten wir uns garnicht vorstellen. Er war schon lange im Dreck und dann die Überraschung. Er hat seine Wohnung damals in der Pfalz in einer Stunde verlassen müssen und deutschen Truppen die die Grenze besetzen sollten zur Verfügung stellen müssen. Im vorigen Jahr ist er mal dort gewesen. Was nicht gestohlen war von seinen Möbeln und Hausrat war zertrümmert und unbrauchbar, er würde nichts gesagt haben wenn Russen oder Wilde dort gehaußt hätten, aber deutsche Soldaten, das konnte er nicht fassen. Ja der Krieg und seine Folgen. Mit einem Sack voll Beuteware sind sie dann nachher abgezogen. Paul und seine Frau lassen Dich aufs herzlichste grüßen und wünschen Dir alles Gute, er wird Dir auch noch schreiben wenn er wieder im Osten ist. Am Sonntag Abend rief Fr. Camphausen noch an. Sie war ganz aus dem Häuschen daß sie noch eine Marke für Dich erwischt hätte, ihr Mann wäre schon am gehen damit das Paket Montag noch zur Post sollte weil der letzte Tag zum Schicken war. Die Pakete für Dich sind von so viel guten Wünschen begleitet, dann sollen sie auch rechtzeitig und gut ankommen. Wieviel schöner wäre es wenn Du in diesem Jahr bei uns sein könntest. Es ist noch eine Weile Zeit, wir wollen noch mal hoffen, wenn nicht dann muß man wieder sagen leider. Wir glauben aber daß Ihr doch wohl am ehesten an der Reihe seid, andere Soldaten sind alle halbe Jahre hier und wo Ihr doch den vorigen Winter schon dort wart, na wollen mal abwarten nicht wahr. Von Weihnachten ist hier nichts zu sehen. Nur die Straßenbahn ist überfüllt von Menschen die hin und her fahren um was zu kaufen, aber es heißt überall leider nein. Ich hatte für Willy einen Mantel beantragt, darauf kam ein Kontrolleur und meinte der ist doch im Wehrpflichtigen Alter, was soll der noch mit einem Mantel. Ich denke den wird man ihm wohl anderswo anmessen, wenn auch nicht sofort, aber es kümmt, was meinst Du? Heute hat es etwas geschneit. Das Geld ist auch noch nicht hier. Sonst ist noch alles beim Alten. Alarm haben wir noch nicht wieder gehabt. Also lieber Karl zum Schluß empfange von uns die herzlichsten Grüße und die besten Wünsche auf baldiges Wiedersehen hoffend

Vater Mutter Willy

Vater hat auch in diesem Jahr Printen & Spekulatius für den Laden gebacken ganz ohne Fett nur mir Sparmasse [?], der geht wie geschmiert. Morgen gibt’s […] mit Piepe [?]

 

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