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Brief (Transkript)

Karl Nünnighoff an seine Eltern am 17.12.1941 (3.2008.1388)

 

Rußland, d. 17.12.41


Nr. 23

Liebe Eltern, Willi und Lene!

Ich glaube, jetzt wird es bald wieder Zeit, daß ich etwas von mir hören lasse. Seit fünf Tagen bin ich wieder mal mit einem Wagen bei der Werkstatt, ein P.K.W. der allerdings mir nicht gehört. Der Fahrer dieses Wagens war bei tiefer Dunkelheit in ein 4 – 5 Meter tiefes Loch gefahren und ich saß mit drin, passiert ist mir aber zum Glück nichts nur der Fahrer hatte das Nasenbein gebrochen und litt kurze Zeit an einer kleinen Gehirnerschütterung, sonst hat es noch mal gut gegangen. Der Wagen war ordentlich verdätscht und ich mußte ihn nun in die Werkstatt fahren zur Reparatur. Seit dieser Zeit bin ich nun ohne Nachricht von Euch, habe aber auch keine Gelegenheit gefunden, Euch zu benachrichtigen. Nun will ich eben schnell ein paar Zeilen dahin pinnen, damit Ihr nicht wieder unruhig werdet. Ich schrieb Euch doch vor einiger Zeit einmal, daß ich mir mit drei Kameraden eine Flasche Sekt am Marketenderwagen gekauft hatte, die Quartiermama hatte uns eine Ente gebraten mit Bratkartoffeln dazu, entsinnt Ihr Euch noch? In diesem Dorf liegt die Werksatt und ich bin wieder bei derselben Mamko einquartiert wie sonst. Als ich das Haus betrat hat sie mich gleich wieder erkannt und zog mich herein, freudestrahlend, hier bin ich wieder gut aufgehoben, aber so schön wie zu Hause ist es doch noch nicht. Gleich am ersten Tag habe ich wieder Kakao gekocht. Die Milch dazu hat sie mir gegeben. Dann hatte ich meine Pakete alle mitgenommen und habe somit alles bei mir. So, nun muß ich Schluß machen denn die Augen fallen mir schon zu. Schnell noch zwei Pillen geschluckt und dann wird geratzt. Ich bin noch gesund und munter, dasselbe hoffe ich auch von Euch. Seid nun alle herzlich gegrüßt von Eurem Sohn Karl.
Gute Nacht

 

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