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Brief (Transkript)

Karl Nünnighoff an seine Eltern am 31.12.1941 (3.2008.1388)

 

Rußland, den 31.12.41


Nr. 27

Liebe Eltern, Willi und Lene!
Heute zum Jahresschluß möchte ich Euch noch schnell ein paar Zeilen schreiben. Wie ich Euch Vorgestern schrieb, bin ich in wieder in der Werkstatt, hier werde ich nun den letzten Tag des alten Jahres verbringen. Morgen werde ich dann wohl wieder zur Batterie fahren. Das Wetter ist hier sehr weihnachtlich, lausig kalt und andauernd Schneegestöber, das Wichtigste aber fehlt doch, ich müßte bei Euch sein, dann wär ich zufrieden, aber so ist doch alles sehr mau. Heute Mittag gab es an der Küche hier Graupensuppe mit Hafer als ich dieses Geschlapps aufhatte, dachte ich so für mich, jetzt müßte ich noch für 2 – RM Teilchen oder Kuchen haben, dann wäre ich richtig satt. Ich habe schon immer mal gedacht, ob Ihr mir nicht mal ein oder zwei Paketchen Puddingpulver schicken könntet, den man so ohne Himbeersaft auch essen kann, Milch könnte ich mir schon irgendwo besorgen. Nur an Zucker müßt Ihr dann denken, der ist fast garnicht zu kriegen, dann habe ich vielleicht zu meinem Geburtstag mal Gelegenheit, mir einen Pott voll zu kochen, das wäre garnicht so schlecht. Das Paket mit Spekulazius, das ich Vorgestern erhielt, habe ich schon auf, er hat tadellos geschmeckt. Die Dose mit Fleischbrühe ist auch jetzt leerer, die werde ich jetzt als Butterdose benutzen, wenn da ist. Pfefferminztee habe ich schon oft gekocht, das klappt ganz prima, den kann man zur Not auch ohne Zucker trinken. Sonst ist mein Vorrat schon richtig zusammengeschrumpft, na wenn alles auf ist, Mama schickt ja wieder was ja? So nun will ich schließen in der Hoffnung, daß noch alles gesund ist, dasselbe kann ich von mir sagen, seid nun alle recht herzlich gegrüßt bis zum nächsten Brief im nächsten Jahr Euer Sohn Karl

 

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