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Brief (Transkript)

Karl Nünnighoff an seine Eltern am 17.8.1941 (3.2008.1388)

 

Rußland, den 17.8.41.



Liebe Eltern, Willi und Lene!

Endlich nach etwa vierzehn Tagen erhielt ich heute am 17.8. wiedermal einen sehr lieben Brief von Euch. Ich habe mich sehr darüber gefreut und möchte Euch dafür danken. Ebenfalls von Familie S’honst erhielt ich heute einen Brief. Sie schreiben mir, daß Helmut der Beförderung nahe ist. Das hat mich sehr gefreut. Euer Brief ist ja mal wieder ganz groß, da hatte ich allerhand zu lesen, der roch mal wieder so richtig nach zu Hause, das soll natürlich nicht heißen, daß ich Heimweh habe, im Gegenteil, ich möchte so lange mitmachen, bis der Ruski vollständig erledigt ist. Mein Brief vom 12.7. habt Ihr ja auch erhalten wie ich sehe. Die Post von dort nach hier ist unglaublich lange unterwegs, diesmal war es wieder bald ein ganzer Monat. Wie ich aber sehe schreibt Ihr ja immer fleißig, dann werde ich wohl eines Tages noch einen ganzen Packen bekommen. Nett von Euch, daß Ihr die Eltern von Horst Riller benachrichtigt, daß die sich gefreut haben läßt sich denken. Wie ich sehe, ward Ihr in der Wochenschau, dort hattet Ihr ja den klaren Beweis für meine Berichte. Wenn das so weiter geht, ist der Rummel hier in Rußland eher erledigt, ehe der Winter herein bricht und dann sind ja bald wieder alle Länder der Erde da gewesen, dann werden wir wohl Ruhe haben. Wimm Becker ist auch in Rußland wie ich gerade lese, man soll tatsächlich bald annehmen, alle Bekannten die unter den Gewehren stehen, seien hier im Osten. In die Gegend wo Vater damals war, werden wir wohl nicht mehr hin kommen. Ich empfinde das garnicht, daß ich hier unten im Südosten Rußlands stehe, nur die Hitze ist oft nicht zu ertragen, genau wie in Bulgarien. Jetzt haben wir uns schon wieder dran gewöhnt und werden wieder von Neuem braun, dann werde ich wohl, wenn ich Weihnachten mal in Urlaub komme, ein kleiner Neger sein. Aus Euren Briefen ersehe ich immer wieder, daß so manches knapp wird, bzw. garnicht da ist, aber ein Glück, daß Ihr Euch immer wieder da „hindurch zu schlängeln“ versteht. Wir brauchen ja hier nicht zu warten, bis daß uns Kartoffeln, Gemüse, Fleisch usw. zugeteilt wird, für uns ist alles da, wir machen einfach Kartoffeln aus und schlachten einfach eine Kuh oder ein Schwein wenn wir was brauchen. Aber die Zeit kommt auch für Euch wieder. Die Augenkl. braucht jetzt immer viel Brot wie ich sehe, das ist ja fein. Habt Ihr die Grüße bestellt? Habt Ihr mich gefunden auf den beiden Bildchen wo ich drauf bin? Wofür war denn eine Röntgenaufnahme wegen der Eisbereitung bei Euch nötig? Daß Vater eine Zusatzkarte bekommen hat, ist ja fein, aber viel wird es wohl auch nicht sein was? Ich freue mich immer wenn ich lesen kann, daß zu Hause noch alles gesund ist und alles seinen alten Gang nimmt, nur schade, daß Ihr keine Hilfe habt. Der alte Paul müßte noch leben, der könnte wenigstens in etwa den Garten in Schuß halten, dann hättet Ihr auch schon viel Arbeit gespart. Mit Obst scheint es ja in diesem Jahr sehr Mau zu sein daß bei Onkel Karl noch alles gesund ist, ist ja prima. Hoffendlich bleibt Ihr und ganz Mühlheim von den allnächtlichen Luftangriffen verschont, daß ich meine Heimatstadt noch heil antreffe. Paketchen dürft Ihr ja noch keine schicken, na ist nicht so schlimm, es sind ja noch 6 Stk. unterwegs, bis ich die aufhabe, wird die Sperre wohl wieder aufgehoben sein. Unsere Verpflegung ist noch so wie sie war. Einige Tage habe ich nun nicht schrieben können, da mir kein einziges Kuver mehr zur Verfügung stand, ich hatte die Briefe wohl fertig geschrieben, konnte sie aber nicht abschicken. Seid doch bitte so gut uns schickt mir welche, Briefpapier habe ich noch genug. Sobald ich Zeit und Gelegenheit habe, werde ich Euch benachrichtigen. Nun möchte ich für heute schließen. Recht herzliche Grüße an Familie Kamphausen. Seid alle herzlich gegrüßt von Karl.

 

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