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Brief (Transkript)

Ernst Emmerich an seine Eltern am 31.12.1914 (3.2011.3530)

 

31.12.1914


Wir liegen seit einer ganzen Reihe von Tagen hier wieder stille im Schützengraben, d. h. alle 2 Tage je 2x6 Stunden; die übrige Zeit 50 mtr dahinter in wohlgeheizter Stube. Sehr kalt ist es übrigens nicht, und bei Tage ist man lieber draußen statt drinnen. Unser Auftrag ganz ähnlich wie neulich: rechts greift ein Korps an, links greift ein Korps an, wir halten in der Mitte unsre Stellung, damit die Russen nicht durchbrechen. Das bedeutet für uns immer einige Tage Ruhe, denn ehe die Russen einen Angriff unternehmen muß es schon schlimm sein. Mir jedenfalls machts auch diesmal den Eindruck, als würden sie bei Nacht u. Nebel auskratzen, nicht aber durchbrechen. - Es ist übrigens seltsam, wie verschieden an Wert die russischen Truppen sind: neben einer Herde von Feiglingen giebt es eine Anzahl, die außer hohem persönlichen Mut außerordentliche Geschicklichkeit und Verschlagenheit an den Tag legt. Ein einzelner Mann als Beobachtungsposten sitzt uns schon 3 Tage auf dem Halse und ist nicht fortzubekommen; berichtet dafür aber ausgezeichnet an die russische Artillerie, die dann auch erstklassig schießt. Solche Kerls giebts mehr, die bei uns das Eiserne I. Verdient hätten. - Wir liegen übrigens so gar weit noch nicht von Tomaszow, woraus hervorgeht, daß die „geschlagenen Russenheere“ unsrer Zeitungen noch ein sehr respectabler Gegner sind, den man nicht Hals über Kopf in die Weichsel jagt; Gerade hier sind sie mächt.........
[Seite fehlt]
nen, der Zahlmeister aber die Sache verbummelt hat. - Brot u. Post giebts so relativ regelmäßig auch erst, seit der General unsern Major einmal recht eindringlich angeredet hat. Unser Hauptmann giebt sich ja alle Mühe, kann aber auch nichts machen, wenn das Bataillon versagt. - Alle andern Truppenteile haben z. B. ihre Weihnachtspackete längst. Wir warten noch. Man hat sie uns aber bestimmt für die nächsten Tage versprochen. - Unsere Verpflegung ist mit Speck, Fleisch u. Essen u. Kaffee gut. Brot immer sehr knapp. Es geht uns aber beinah zu gut, da wir den ganzen Tag am Herde stehen und uns 1000 schöne Dinge kochen. -
Hoffe, daß Euer aller Befinden so gut wie meins und grüße herzlichst.
Ernst.

 

 



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