Brief (Transkript)
Wolfgang Panzer an seine Eltern und Geschwister am 03.08.1918 (3.2012.2822)
3. August 1918.
451.
Meine Lieben!
Es ist zwar schon spät am Abend, aber einen herzlichen Gruß für den morgigen Sonntag sollt Ihr doch noch haben. *)
*) Ich kann ihn viell. einem Urlauber mitgeben!
Mein Briefpapier ist zwar nicht sehr sonntäglich, aber Ihr nehmt schon vorlieb; ich habe mir zwar heute Nachm. in Senones wieder gutes neues Leinenpapier gekauft, das ich aber noch nicht anbrechen möchte, zudem ist es mehr für nicht „Panzer“ heißende Leute bestimmt, die unter Umständen Wert auf gewisse Aufmachung legen. In der Feldbuchhandlung erstand ich auch beiliegende […]aufnahmen, die Euch ein sehr gutes Bild von dem reizenden […] geben. Der dargestellte Brunnen ist übelster Eisenguß[?], der eine ganz überraschend gute Wirkung im ganzen Straßenbild ausübt und leicht für ein altes Steindenkmal gehalten werden mag. Die Kirche hat eine sehr gefällige Form, ist aber verhältnismäßig neu. Das Bild vom Marktplatz ist, besonders wenn es durch die bunten und weißen Tücher und Schürzen der Mädchen und Frauen belebt wird, einzigartig schön, und man wird sich nie bewußt, daß die erste Linie – sage und schreibe 800 m vom Rand des Städtchens entfernt liegt! Es sind zu eigenartige Verhältnisse hier, wie man sie wohl an der ganzen Front nicht wieder findet. Im Artois und in franz. Flandern waren die Dörfer kilometerweit hinter der I. Stellung nur Trümmerhaufen, und mir graut mitunter jetzt noch, wenn ich auf der Karte die alten Wege verfolge, die wir in diesem Frühjahr über die Leichenfelder der Somme-Schlacht zurückgelegt haben. Sie sollten nur alle mal in unserem Vaterland dort gewesen sein, dann wüßten sie es vielleicht richtiger zu beurteilen, ob es eine kluge Maßnahme war, an der Marne zurückzuweichen. Wir stehen den Ereignissen ohne Erstaunen und ohne irgendwelche geringsten Befürchtungen gegenüber, und ich danke meinem Schöpfer, daß wir solche Führer haben, die den Mut und die Verantwortungsfreudigkeit haben, getrost preiszugeben, was doch nur mit sinnlosen Blutopfern u. ganz ohne Zweck gehalten werden müßte. So stehen wir in erstaunlicher Unverbrauchtheit da, während der Feind blindwütend Division auf Division in die Vernichtung treibt. Es wird sich Alles zum Besten wenden! - Für heute bin ich mit 1000 herzlichen Grüßen Euer Euchl. Wolf.
Die Namen der Pferde meines Bat. werden Euch gewiß ebenso vergnügen, wie ich heute drüber lachen mußte. Ich habe sie deshalb schleunigst abgeschrieben.
Namentliches Verzeichnis der Pferde des II/L.I.R.56
Brunoth
Heinrich
Dora
Reifert
Cimema[?]
Fritz
Alex
Mennl
Hans
Lord
Emil
Emma
Tante
Hektor
Kustor
Isidor
Anna
Lux
Frieda
Lina
Seppel
Karl
Diamant
Gottlieb
Dora
Igel
Toni
Itikus[?]
Murath
Amande
Liesa
Funny
Flora
August
Teo
Lune[?]
Emil
Amor
Elfriede
Emma
Max
Moritz
Windhund
Tieger
Alfons
Betti
Nikolaus
Krone
Kaiser
Kornelia
Katze
Lohengrin
Kantor
Kater
Käthe
Helena
Franziska
Adalbert
Alpenrose
Otto
Aga
Hilde
Max
Hermine
Marischke
Iwan
Matka
Pannir[?]
Küser[?]
Karavan[?]
Franziska
Fix
Siegfried
Hektor
Purzel
Kohn
Ella
Nüßchen
Bismark
Max
Adam
Lina
Agnes
Nestor
Felix
Hans
Leo
Alex
Brunhilde
Minna
Günther
Adolf
Tilly
Erick
Emil
Albert
Klara
Max
Eva
Hektor
mein Reitpferd!
Ansicht des Briefes
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