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Brief (Transkript)

Ludwig Kerstiens an seinen Vater am 14.9.1944 (3.2002.0822)

 

O.U. 14.9.44



Lieber Vater,

In den kurzen Feuerpausen rasch einen Gruß. Wir haben noch einen größeren Stellungswechsel gemacht und sind nun wirklich im Einsatz. Seit heute Mittag krachen unsere Geschütze. Über Warschau lagert eine mächtige über 1000 m hohe Rauchwolke. Kein Haus soll da mehr stehen. Ein Bandenviertel wird da heute noch mit Mann und Frau und Kind dem Erdboden gleich gemacht.
Gestern abend unser Weichselübergang war ein ganz großartiges Bild. Endlos rollte die Division über die Brücke. Rechts spiegelte sich der letzte Tagesschimmer und das sich tiefschwarz abhebende Stadtufer in den müde dahinfließenden Fluten des Stromes, über uns leuchteten die ersten Sterne am tiefblauen Nachthimmel und links brannte die Stadt. Im Flammenschein leuchteten die Wolken von Qualm und Rauch blutrot und alles schien aus den Weichselfluten noch mal gespenstisch wieder.
Zwischen Flieger und Artillerie, Feuer und Sprengung ist jetzt unser Krieg. Aber für mich ist die Sache gefahrloser als Düsseldorf. 3-6- km hinter der Infantrie sieht man sich den Krieg nur von Ferne an. Ich habe noch keinen Einschlag gesehen.
Aber ich hoffe und warte auf Nachricht von Dir, da vor einigen Tagen wieder ein Angriff auf Düsseldorf war. Was macht Mutter jetzt? Herzlichen Gruß und alles Gute

Dein Ludwig

 

 



Ansicht des Briefes

 

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