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Brief (Transkript)

Hellmut Richter an seine Ehefrau am 19.6.1944 (3.2002.7568)

 

Westfront, den 19.6.44



Mein Liebling!

Heute regnet es nun ohne Unterbrechung und ich bin aus dem Walde in ein Haus am Dorfrande gezogen da mir alles anfing durchzuweichen. Zum Schlafen kam ich die letzte Nacht auch nicht viel. In unserer Nähe hatten Flieger den Wald in Brand geschossen und da mußten wir noch gegen Mitternacht aufbrechen und löschen. Um 100 haben wir dann ohne Erfolg aufgehört und es fing da schon etwas zu regnen an. So gegen 400 Uhr wurde ich dann wieder geweckt. Es waren neue gefangene Engländer eingetroffen und einige waren ziemlich schwer verwundet. Auch von unseren deutschen Soldaten hatte sich einer den Arm gebrochen. Ca. 2 Stunden hatte ich zu verbinden und dann habe ich alle mit einem großen Personenwagen zum H.V.Platz gebracht. Unterwegs hatten wir noch eine Reifenpanne und ich bin ca. 5 klm. vorweg gelaufen und habe vom Laz. das Auto geholt. Und alles im strömenden Regen und über mir brausten in der Regenluft feindl. Bombengeschwader die wohl auf dem Rückflug waren. Gegen 1000 waren wir aber wieder zu Hause. Dann bin ich umgezogen und wohne hier wenigstens trocken. Nachm. habe ich dann noch einige Verwundete weggebracht, da immer Neue kommen. Der Strom hört nicht auf und ich bin hier nicht der einzige Sani. heute Nacht kommen wieder 250 Mann und da werden wieder Verwundete dabei sein. Wir nehmen den Wagen der Feldgendarmerie und da haben wir auf der Nachmittagsfahrt von einem Renault-Wagen 4 Räder in einer Garage abmontiert, dann sind wir in das Haus noch gegangen und haben für 100,- Frcs. ein Kilo Butter gekauft. Wenn die mal nach ihrem Wagen sehen. Nun können wir ruhig der nächsten Panne entgegen sehen. Der Krieg ist schlimm, was da so für Werte zerstört werden. Viel Flüchtlinge mit kleinen Kindern sahen wir heute, die Dörfer sind verlassen, das Vieh steht allein auf der Weide. Unsere Leute bringen Sekt, Cognak usw. von den Kommandos mit. Alles steht offen und jeder nimmt sich was ihm gefällt.
Bei einem Tieffliegerangriff gestern auf eine Kolonne aus mehreren Flakbatt. bestehend, schoß die Flak zurück und schoß 3 Flugzeuge ab. Leider saßen aber einige Bomben im Ziel und 16 Mann an Toten hatte die Kolonne in wenigen Minuten. Ganz in unserer Nähe spielte sich das ab und jeder mußte Deckung suchen. Es waren 12 Jäger beteiligt. Heute war nun der Offz. der Kolonne die auf dem Wege zu Kampflinie war, bei uns und hat Zeugen von und für die Abschüsse gesucht. Bei dem Regen heute waren mal keine Jäger da und es war heute den ganzen Tag so ruhig. Morgen muß ich zur Besprechung zum Arzt kommen, mal sehen, was es Neues für uns Sanis gibt. 3 Urlauber trafen heute mit 10 Tagen Verspätung ein. Päckchen-Sperre ist auch und Post von Dir habe ich auch schon lange nicht mehr. Hoffentlich bekommst Du meine Briefe recht bald, damit Du weißt was ich so mache.
Ich küsse Dich recht herzlich

Dein Hellmut

 

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