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Brief (Transkript)

Hellmut Richter an seine Ehefrau am 18.6.1944 (3.2002.7568)

 

18.6.44


Nr. 14

Mein Liebling!

Es ist mal wieder Sonntag und ich sitze in meinem neuen Waldbunker und schreibe an Dich. Seit gestern haben die Fliegerangriffe auf unsere Gegend sehr nachgelassen. Da habe ich mir gleich einen tieferen und splittersicheren Bunker gebaut. Holz gibt es ja hier genug. Leider mußten wir heute mittag den 2 Gefallenen von uns begraben. Er ist gestern vom Tiefflieger am Hals und Arm getroffen, und wo ich zu ihm kam war er schon tot. Er muß sofort tötlich getroffen worden sein. Die ersten amerik. Gefangenen kamen auch gestern bei uns an. Engländer kommen laufend neue dazu. Zu essen habe ich gut und vor allen Dingen bekomme ich das Pfund Butter für 40,-Frcs., ganz frisch. Ich esse die Butter nur noch fingerdick. Soeben setzt in der Ferne wieder schweres Trommelfeuer der Art. ein und Flieger-M.G. hört man tacken, es sind dies nun schon vertraute Geräusche und sie stören nicht mehr. Nur wenn sie uns direkt meinen dann fängt man an zu türmen in unserem Walde sind wir ziemlich sicher. Soviel Bomben hat auch der Gegner nicht, überall was abzuladen. Sie werfen und schießen auch nur wenn sich was bewegt. Leider sind unsere drei Fahrzeuge noch nicht da. Wir müßen langsam annehmen, daß sie verloren sind. Auch von dem Kommando hören wir nichts.
Im Radio haben wir von Angriffen auf England mit neuen Waffen gehört, hoffentlich holen wir damit den augenblicklichen Vorsprung der gegnerischen Luftwaffe ein. Die Soldaten, die von vorn zu uns kommen sind sehr zuversichtlich, daß wir die Invasion abschlagen und sie nicht weiter kommen lassen. Das Wetter ist für den Juni sehr frisch. Um meine Kranken auf den Kommandos zu besuchen mache ich öfters den abendl. Meldefahrer, da komme ich am sichersten hin und die Melder haben etwas Ruhe. Wir haben nur noch ein Motorrad, die anderen sind in Reparatur und das vorletzte wurde uns vor einigen Tagen gestohlen.
Jetzt gibt es wohl Erdbeeren bei Euch und Kirschen, darum komme ich in diesem Jahre wieder.
Es küsst Dich herzlichst
Dein Hellmut

 

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