Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Heinz Sartorio an seine Schwester am 18.8.1942 (3.2002.0827)

 

4. Bericht. ( 18.8.42)



Läuse!

Bei aller Tierliebe, das ist aber dann doch zuviel.! Dass die Läuse ab und zu mal an mir herumnuckeln und ein sattes Leben führen, ist nicht so schlimm, dass sie sich aber mit unglaublicher Geschwindigkeit vermehren und bereits anfangen meine Beine anzufressen, ist mir dann doch zuviel. Die Parole ist also: "Entlausung". Am morgen melde ich mich bei unserem Spieß ab und fahre mit dem Postkurier und einem Uffz., der ebenfalls zur Entlausung geht, in unserem Volkswagen los. Es geht wieder den Weg zurück, den wir hergekommen sind also auch wieder über den langen Knüppeldamm. Erst jetzt sehe ich, wie ungeheuer die Schwierigkeiten gewesen wird, die wir in der Nacht auf dem Marsch durch den Wald zu überwinden hatten und wundere mich noch nachträglich, dass die Fahrt mit so wenig Unfällen abgegangen ist. Der Wagen springt und holpert über den Damm und die Höchstgeschwindigkeit die wir uns erlauben können, ist 5 Std.Km. Trotzdem ist der Weg sehr hübsch. In engen Kurven geht es durch den dichten Wald. Am Wegrande stehen Schilder die zur Besichtigung der "Krater" von X. auffordern, oder auf denen lustige Landser die Gaststätten von Y. empfehlen. Nach etwa einer Std. Fahrt heben wir den Damm überwunden und dann geht es in flotterem Tempo zu dem Dorf, in dem wir die Entlausung vorgenommen werden soll. Gegen Mittag kommen wir dort an und müssen warten da gerade Pause ist. Wir benutzen die Gelegenheit, um bei einer Sn. Komp. Mittagessen zu schnorren. Es gibt Reis mit Leber, ein Essen, wie wir es lange nicht gehabt haben, und das uns fabelhaft schmeckt. Anschließend geht es dann in die Entlausungsanstalt. Fixe Russenjungs nehmen uns unsere Sachen, Decken und Kleider ab und hangen sie auf eine Latte, di mit Nägeln versehen ist und bringen dann alles in eine Kammer, die dicht nach außen abgeschlossen ist und in der durch Holzfeuer in einem Ofen eine Hitze von 120° erzielt wird. Diese Hitze können die Läuse nicht vertragen und gehen zu Grunde . Die ganze Aktion dauert ungefähr eine Stunde. Während dieser Zeit haben wir Gemeinheit ein gründliches Brausebad zu nehmen. Die Anlage ist zwar primitiv, aber sauber und man hat endlich wieder mal die Gelegenheit sich gründlich unter einer warmen Brause abzuschrubben was wir dann ja auch ausgiebig besorgen. Als wir unsere Sache wiederempfangen sind sie noch ganz heiß und die Metallknöpfe kann man überhaupt nicht anfassen. Wir müssen die Sachen erst ein paar Minuten abkühlen lassen ehe wir sie anziehen können. Von den Läusen ist tatsächlich nichts mehr übrig geblieben und auch die Eier sind vernichtet. Endlich bin ich wieder Ungezieferfrei. Die Frage ist nur; wie lange ? Da man bald hier und bald dort schläft lässt es sich gar nicht vermeiden, dass man immer wieder mal etwas abbekommt. Aber es sind ja überall Entlausungsanstalten eingerichtet und man kann also sein Viehzeug schnell wieder los werden, wenn man nur Zeit dazu hat und ein Fahrzeug, um zur Anstalt zu gehen. Man sorgt aber in dieser Hinsicht für die Truppe sehr, de durch Läuse Fleckfieber übertragen wird und die Gefahr der Verbreitung von Seuchen besteht, wen man nicht energisch durchgreift. Es ist ja auch nicht schwer, denn jede kleine Hüte kann zur Entlausungsanstalt gemacht werden. Auf den Boden kommt eine Tonne, in der das Wasser für die Braus warm gemacht wird. Das Wasser wird durch eine Pumpe von Russen hinaufbefördert. Denn noch ein Stück Rohr, ein Hahn und eine Brause und die Badeanstalt ist fertig. Dann noch eine Kammer, ein paar Bänke, Latten und ein fester Ofen und die Läusekammer ist auch fertig. Alles in allem eine Arbeit von einem Tag. Nach dem wir entlaust sind, geht es weiter zum Stab und dann wieder zurück. In unserem Rastraum erwartet uns eine angenehme Überraschung: 1 Fass gutes deutsches Exportbier ist eingetroffen und jeder bekommt ungefähr einen Liter. - Wir kommen gerade noch zurecht um unseren Teil abzubekommen Es war unser Abschiedstrunk, denn am anderen Tag ging es wieder mal weiter.

 

top