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Brief (Transkript)

Karl Linder an seine Eltern und Schwestern am 16.08.1918 (3.2009.0497)

 

16.8.18.



Meine Lieben!

Glücklich gestern Nacht in Stellung angelangt und hause in einem Keller mit ziemlich guter Deckung und gut mit Tisch, Sofa, Lehnstuhl eingerichtet. Auch 2 Kätzchen zählen zu den Bewohnern. Wenn ich will, kann ich 3 od. 4 haben. Alle wundernett und schnurrig, 3 farbig gestraumelt u. halbgewachsen, bloß etwas mager.
Waschen kann ich mich auch jeden Tag, denn der Brunnen ist im Haus daneben. Es ist überhaupt für unsere Erfahrungen eine ganz merkwürdige Stellung, genau als ob der Krieg (Stellungskrieg) das erstemal erst anging. Das stimmt ja auch für unsere Front. Bei Tag darf sich natürlich niemand sehen lassen. Dafür muß man nachts ständig auf den Beinen sein. Aber in der Hauptsache ist die Stellung ruhig und solange kann man\'s gut aushalten. Artilleriefeuer gibt\'s ja manchmal ziemlich reichlich, am unangenehmsten ist Gasschießen; denn was hat man noch Schönes, wenn man nur mit dem „Maulkorb“ atmen kann. Zum Glück ist es nicht so gefährlich wie man meint.
Es geht mir also nicht schlecht in meiner Behausung, doch bin ich froh, wenn ich wieder herauskomme. Die Hauptsache ist, daß die Zeit verstreicht, so kommt schließlich doch der Urlaub heran. Nun hab ich noch eine Bitte an Reti oder Kathi. Schickt mir ein Verwundetenabzeichen in Schwarz 1,80 M etwa u. ein Eisernes Kreuz I. Kl., das etwas gebogen und besser anliegend ist, wie eben die gekauften sind, aber ich möchte gute Ware, wird etwa 18-25 M kosten. Kauft aber eines zum Anstecken, so ne Art Brosche, keines zum Schrauben, \'s ist mir zwar ganz gleich. Das meine schicke ich dann heim, sobald ich\'s andere hab.
Hab Euch gestern ein Hemd abgeschickt, schickt mir gleich wieder ein Sommerhemd! und einen Eßlöffel, vielleicht einen einfach silbernen. (Still lesen! Ihr könnt vielleicht […] von seinem Geld, das über mich […] [Steno])
Schreibt mir bald wieder! wie geht es Euch?
Herzl. Gruß Euer Karl.

 

 



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