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Brief (Transkript)

Anton Mockel an eine Freundin am 13.11.1917 (3.2002.9086)

 

Kanatlarei 13.11. 17.



Liebe Else!
Habe mich sehr gefreut, daß ich nochmal ein kleines Lebenszeichen von Dir erfuhr. Liebe Else das ist doch komisch, daß Du meine Post nicht bekommen hast, ich habe Dir nämlich 3 Postkarten und einen Brief geschickt. Eine Gratulation zu Deinem Geburtstag ist auch am 2.11. abgegangen, die wirst Du vielleicht am 7. oder 8. erhalten haben.
Liebe Else will Dir auch einiges von der Fahrt nach Mazedonien mitteilen: „ Als ich mit noch ein Unoffz. und 6 Krankenwärter von Würzburg abfuhren blieben wir noch 2 Tage in München und wurden einem größeren Transport von 700 Mann angegliedert. Am 25. ging dann die Fahrt weiter 7 Tage lang mit der Bahn und zwar bis Gratzko; das liegt in Süd Serbien. Von da aus ging dann die Fahrt weiter mit Autos bis zum Feldlazarett. Von Wien und Budapest habe ich nichts zusehen gekriegt, da sind wir dran herum gefahren. Schade, diese Städte hätte ich mal gerne gesehen. Die Verpflegung war unterwegs nicht vom Besten.
Als wir alle an Ort und Stelle ankamen waren wir müd wie ein Hund.
Unser Feldlazarett bestet aus Zelte, wo es über Tag sehr heiß und Nachts sehr kalt drin ist. Nämlich es gibt jetzt noch Tage hier, wo es in der Sonne noch 25 – 30o hat. Die Verpflegung ist sehr gut bei uns, ich habe schon wieder ziemlich zugenommen.
Die Gegend hier sieht trostlos aus, man sieht kein Baum und kein Strauch soweit wie das Auge schauen kann, blos das einzige was man sieht, das sind unendlich große Wiesen und kahle Berge die eine Höhe haben bis zu 1500 – 2000 m. Die Bevölkerung ist kolosal schmierig, die Männer haben blos alte Fetzen am Leib und die Frauen tragen breite Pumphosen anstatt Röcke und dann vergißt nie ein Weib ihr Gesicht bis über die Nase zu verdecken.
So, nun lasse Dich recht herzlich grüßen und schreibe bald wieder
Deinem Freund Tony
Auch recht herzliche Grüße an die Deinen.

 

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