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Brief (Transkript)

Karl Linder an seine Eltern und Schwestern am 04.08.1916 (3.2009.0497)

 

4. August 1916.



Liebe Eltern und Schwestern!

Besten Dank für Karte vom 28. Es geht mir gut, bin noch immer gesund u. hoffe, daß mir auch nichts zustößt, solange ich noch heraußen bin.
Hab mich seit dem Urlaub immer ziemlich „gebeizt“.
War bald Zugführer, Halbzugs- u. Gruppenführer. Jetzt bin ich letzteres. Unsere Stellung haben wir nun schon zum 3. mal gewechselt. Gestern früh zogen wir in St. Mihiel ein, sind vielleicht heute und morgen noch hier und werden dann in Stellung kommen, dann vielleicht wieder hierher.
Es ist ganz schön hier, da noch vieles ganz ist. Zivil ist genügend da u. Militär noch viel mehr. Man fühlt sich nicht so abgeschlossen von der Welt wie in einem Waldlager. Aber dennoch bin ich recht froh, wenn, daß ich bald wegkomme. Exerzieren ist zwar nicht angenehm, aber es wird ja im Feld auch exerziert. Dazu habe ich in Deutschland meine Nachtruhe u. kann auch tagsüber die freie Zeit nützlich verwerten. Habe bereits gehört, daß Kling Konrad auch in den Kurs kommt, das wär ja famos.
Einen Haken hat die Sache nämlich, daß sie Geld verschlingt. In dieser strengen Zeit wirds Hunger und Durst geben u. alles ist so sündhaft teuer. Aber ich möchte doch nicht Hunger leiden u. nicht viel entbehren in diesen 3 Monden, will auch die Gelegenheit benützen wieder einmal anständig zu leben. Also, darauf werdet Ihr wohl gefaßt sein.
Neues weiß ich Euch nichts. Pakete bis 78 inkl. alle erhalten, sagt Frau Zach vorerst verbindlichsten Dank, werde selbst mich schriftlich bedanken. Froh bin ich auch, daß ich nun bald Läuse u. Flöhe loswerde, die fressen uns beinahe.
Wißt Ihr schon, daß Gottfried gefallen ist, mitte Juni. Er ist verwundet worden u. in Romagne im Lazarett gestorben. Habe es von Konrad erfahren.
Herzl. Gruß und wahrsch. auf baldiges Wiedersehen
Euer Karl.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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