Brief (Transkript)
Ute B. aus Ulm an Annegret S. nach Ost-Berlin am 11.01.1979
11.1.79
Meine liebe Anne!
Ganz liebe und herzliche Grüße sollen Dich zum Geburtstag aus Thalfingen erreichen. Wir wünschen Dir allesamt ein recht schönes, frohes und vor allem gesundes neues Lebensjahr. Laß es Dir in jeder Beziehung recht gut gehen. Ein Päckchen für Dich geht heute ab.
Ich habe Deinen Brief vom Sept.-Urlaub erhalten und danke Dir dafür. Hoffentlich war die Erholung wirklich ausreichend für so viel Schnee und Kälte! Wie habt Ihr das bloß überstanden?! Bei uns ist es ja nur kalt gewesen, und es gab mehrfach scheußliches Glatteis. Schnee haben wir z.Zt. so wenig wie selten.
Bei uns war eigentlich im letzten Jahr nicht viel los. Den Eltern ging es mal besser, mal schlechter. Jetzt geht es Vati sehr schlecht. Er kann einfach die Knie nicht mehr gebrauchen. Stehen und laufen geht nicht mehr, es ist sehr traurig seinen Zustand so mitzuerleben. Mir schneidet es jeden Tag neu ins Herz. Aus diesem Grund haben wir auch keine großen Reisen unternommen, weil man dann einfach unruhig ist. Wir waren im Mai im Urlaub zu Hause und haben jeden Sonnenstrahl, den es in diesem Jahr gab, ausgenutzt zum Fahrradfahren. Und im Herbst, eigentlich erst im November, konnte man bei wirklich schönem Herbstwetter noch einige Wanderungen im Allgäu unternehmen. Jork war dafür mehrfach im Sommer in Teheran. Zuerst war das ja auch schön und interessant (für mich ist sogar ein kleiner Teppich abgefallen), aber als dann das Kriegsrecht schon zur Anwendung kam, wurde es ungemütlich. Und inzwischen sind ja die Verträge alle hinfällig geworden.
Nach mehreren Jahren habe ich unserem Onkel M. mal wieder ausführlich geschrieben. Es kam auch sofort eine Antwort. Er schmiert aber jetzt so sehr, daß selbst ich nicht mehr Korrekturen lesen könnte! Nach Marie E. befragt hat er mir geschrieben, wo sie arbeitet und daß sie noch genauso wie früher aussehen würde, u. daß sie nicht geheiratet hat. Er ist jetzt offensichtlich so etwas wie Dekan seiner Fakultät, nur heißt es anders. Er hat auch noch einige Pläne, aber er hat auch bereits das Ende seiner Laufbahn ins Auge gefaßt. Was meinst Du, wie alt er jetzt wohl sein müßte?
Liebe Anne, ich wünsche Dir noch mal von Herzen alles Gute und grüße Dich u. Deine Mutti – auch in Jorks Namen – vielmals!
Deine Ute.
Meine liebe Anne!
Ganz liebe und herzliche Grüße sollen Dich zum Geburtstag aus Thalfingen erreichen. Wir wünschen Dir allesamt ein recht schönes, frohes und vor allem gesundes neues Lebensjahr. Laß es Dir in jeder Beziehung recht gut gehen. Ein Päckchen für Dich geht heute ab.
Ich habe Deinen Brief vom Sept.-Urlaub erhalten und danke Dir dafür. Hoffentlich war die Erholung wirklich ausreichend für so viel Schnee und Kälte! Wie habt Ihr das bloß überstanden?! Bei uns ist es ja nur kalt gewesen, und es gab mehrfach scheußliches Glatteis. Schnee haben wir z.Zt. so wenig wie selten.
Bei uns war eigentlich im letzten Jahr nicht viel los. Den Eltern ging es mal besser, mal schlechter. Jetzt geht es Vati sehr schlecht. Er kann einfach die Knie nicht mehr gebrauchen. Stehen und laufen geht nicht mehr, es ist sehr traurig seinen Zustand so mitzuerleben. Mir schneidet es jeden Tag neu ins Herz. Aus diesem Grund haben wir auch keine großen Reisen unternommen, weil man dann einfach unruhig ist. Wir waren im Mai im Urlaub zu Hause und haben jeden Sonnenstrahl, den es in diesem Jahr gab, ausgenutzt zum Fahrradfahren. Und im Herbst, eigentlich erst im November, konnte man bei wirklich schönem Herbstwetter noch einige Wanderungen im Allgäu unternehmen. Jork war dafür mehrfach im Sommer in Teheran. Zuerst war das ja auch schön und interessant (für mich ist sogar ein kleiner Teppich abgefallen), aber als dann das Kriegsrecht schon zur Anwendung kam, wurde es ungemütlich. Und inzwischen sind ja die Verträge alle hinfällig geworden.
Nach mehreren Jahren habe ich unserem Onkel M. mal wieder ausführlich geschrieben. Es kam auch sofort eine Antwort. Er schmiert aber jetzt so sehr, daß selbst ich nicht mehr Korrekturen lesen könnte! Nach Marie E. befragt hat er mir geschrieben, wo sie arbeitet und daß sie noch genauso wie früher aussehen würde, u. daß sie nicht geheiratet hat. Er ist jetzt offensichtlich so etwas wie Dekan seiner Fakultät, nur heißt es anders. Er hat auch noch einige Pläne, aber er hat auch bereits das Ende seiner Laufbahn ins Auge gefaßt. Was meinst Du, wie alt er jetzt wohl sein müßte?
Liebe Anne, ich wünsche Dir noch mal von Herzen alles Gute und grüße Dich u. Deine Mutti – auch in Jorks Namen – vielmals!
Deine Ute.
Ansicht des Briefes
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