7.5.40

Meine Lieben!

Gestern Abend war vielleicht hier etwas loß. Wie ein Lauffeuer ging die Nachricht durch das Lager, Chamberlain sei zurückgetreten. Die ganze Nordseeflotte der Briten sei von 2000 (zweitausend) deutschen Kampffliegern vernichtet und vieles mehr. – Da könnt Ihr Euch denken, was da loß war, verschiedene wollten schon die Tornister packen und dachten an Entlassung. Aber schon eine Stunde später ließ derselbe Oberltn., der die Nachricht verbreitet hatte, alles wiederrufen. Eine Nachrichtenabteilung hatte Kameradschaftsabend gehabt und einen „Sender“ aufgestellt und aus jucks die „Nachrichten“ durchgegeben. Da waren wir aber vielleicht enttäuscht. –
Nun m. Lieb, Deinen lieben Brief vom 1.5. hab ich erhalten. Recht vielen Dank. Von Paul hab ich wieder 50 Stck. Zigarren bekommen. Er wohnt noch bei Onkel Albert. –
Nun ist hoffentlich Deine Wäsche trocken. Ich bin bestimmt nicht schuld, daß es geregnet hat. – Das zarte Geschlecht ist hier sehr selten. Also keine Bange, liebe Hildegard.
Ich freue mich, daß Karl-Heinz in die F.H.K. gegangen ist. Aber zu Pfingsten läßt Du ihn mit auf Fahrt. Das braucht ein richtiger Junge, es ist besser wenn er früh schon etwas von der Welt sieht. Es ist auch künstig für Charakterbildung. Also wenn es nicht am Geld fehlt, dann laß ihn richtig mit weg und eine Nacht woanders, wird ihm auch nicht schaden. Recht vielen Dank für die Grüße von Frau Vollmann. Ich hätte gern Heinz seine Adresse. Habe W. Ackermann darum gebeten.
Hoffentlich bekomme ich nun die Tulpenpracht zu sehen um die Veilchenblüte bin ich ja gekommen. Hier gibt es überhaupt keine Blumen. Na vielleicht komme ich im Juli auf Urlaub da ist es ja auch schön im Garten. –
Sei mir bitte nicht böse das ich schließe, denn die Mittagspause ist gleich um.
Seit alle vielm. geküßt und gegrüßt von mir.
Fritz

Das beiliegende Bild ist von unserer Abfahrt aus Brohl. Mit der Pfeife, ist Gerh. Kaufmann. Rechts ein Mühlhäuser, Gerlach.

5 Mrk. für Dich Karl-Heinz, viel Vergnügen und gute Fahrt wünscht Dir Dein Vater