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Brief (Transkript)

Heinz M. aus Rudolstadt an Karl-Heinz M. nach Aachen am 14.03.1977

 

Rudolstadt, den 14. März 77.

Lieber Karl Heinz mit Deinen beiden Frauen und Georg!

Schönen Dank für Deinen lieben Brief v. 6.ds. Wir freuen uns, dass es Euch gut geht und Jhr so herrliche Reisen machen könnt. Auch wir sehen uns in unseren alten Tagen noch mal die Welt an. Wir hatten im vergangenen Jahre eine Schwarzmeer – Schiffsreise bis Batumi, Sotschi – Jalta gemacht – unvergessliche Erlebnisse – nur unsere Setter Hündin “Anka“ war uns bitter böse, dass wir sie nicht mitgenommen hatten. 2 Tage mussten wir um seine Gunst werben, bis sie wieder die Alte, Liebe war. So werden wir dieses Jahr per Auto durch Polen Zakopane in die CSSR Hohe Tatra fahren.
Doch nun zum Hauptgrund meines Schreibens. Du schreibst, dass Du von der ganzen Angelegenheit nichts weisst. Friedel M. hat Dir vor Jahren dieserhalb mal geschrieben und sie behauptet auch, dass Du ihr von Deinem Verzicht geschrieben hättet. Nun, das Berggrundstück hat einen Einheitswert (wie ich jetzt erst erfuhr) von 1200.- Mk. Bei der einen Hälfte ist ja sowieso alles klar, die gehört der Witwe von Oskar M. – eben Friedel M. Um die andere Hälfte geht es – die von Sophie M.
Wenn letztere ein Testament gemacht hätte, wäre alles klar gewesen. So müssen jetzt die Nachkommenaus der ganzen Verwandtschaf der M., H.s und M.s angeschrieben werden. 13 haben verzichtet, Gertraude, Du und ich noch nicht. –
Wer die 13 alle sind, möchtest Du wissen. Von den M.s O. Karl, Gisela & Brigitte. Grösser ist die Sippe der H.s. Die Stammutter Helene H. hatte 4 Töchter und einen Sohn. U.s, Erlangen hatten wiederum 4 Töchter – in Amerika, Tokio, West Berlin und Rudolstadt (P.s). Der Sohn hatte eine Tochter Susanne E. in Holland. Wieder eine Tochter 2 Kinder in Würzburg. Von allen liegt eine Verzichtserklärung vor. Die Verwandtschaft aus der M.s Linie ist mir nicht so bekannt – all diese Schreiberei hat Friedel M. erledigt, denn die hat ja das grösste Jnteresse, um auch die 2.Hälfte in ihren Besitz zu bringen. Die Kosten für die Verzichtserklärung übersteigen schon den Wert des Objektes. Bei uns ist es nicht so wie bei Euch. Das Grundstück wird amtlich getaxt – über dem darf es nicht verkauft werden, weil sonst den Überpreis der Staat entziehen würde. (Genau so wie beim Auto – Altverkauf).
Friedel M. hat von ihrem Mann noch ein grosses Geschäftshaus –Ecke Anton Sommer/Angerstrasse – gegenüber den Bahnhofsanlagen geerbt. 2 schöne Geschäfte sind darin. Einheitswert 56000.- .
Es ist nicht für 15000.- Mk. zu verkaufen. Einmal, weil keine Wohnung frei wird, zu anderen weil die Mieten so gering sind, dass davon keine Hausreparaturen möglich sind. Jch wundere mich, dass Du über unsere Verhältnisse so schlecht orientiert bist.
Wenn jetzt Gertraude und Du Euere Verzichtserklärungen dem hiesigen Amtsgericht zuschickt, hat es Friedel M. nur noch mit mir zutuen. Ob ich dann ihr ihre Hälfte abkaufe oder ihr die andere Hälfte überlasse, weiss ich noch nicht. Verkaufen muss sie ihn auf alle Fälle, denn unser neues Erbschaftsgesetz besagt “Alles oder nichts“. Einen Teil erben – geht nicht.
Vielleicht wäre es ganz gut, wenn der Berg in der Familie bliebe, wenn ich auch wenig Zeit habe (wir haben ja selbst einen grossen, schönen Garten). Wenn Jhr jedoch nicht verzichtet, würde das Amtsgericht Eueren Anteil von der Hälfte auf ein Sperrkonto bei einer hiesigen Staatsbank einzahlen.
Jch werde eine Abschrift ds.Schr. an Gertraude schicken, damit auch die näher informiert ist.

Nun wünsche ich Euch recht frohe Ostertage – schönes Wetter in der Toskana und immer Gesundheit. Bitte entschuldigt die vielen Tippfehler, es geht in Eile!

Liebe Grüsse und alle Guten Wünsche Euch
Vier Guten
Euer Onkel Heinz
+ Tante Hanni

 

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