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Brief (Transkript)

Wolfgang Kurth an seine Verlobte am 15.01.1945 (3.2002.0866)

 

den 15.1.45.


Nr. 39

Mein geliebtes, kleines Schlumpel!

Ja, nun habe ich es doch nicht geschafft. Aus meiner „Dienstreise“ wird nun doch nichts, und Du siehst, man soll sich nie zu früh auf etwas freuen. Wie das nun kam, möchtest Du wissen? Ja, Dodilein, etwas kommt ja immer dazwischen. Es war schon alles klar, mein Vertreter, ein Uffz., hatte zugesagt, der Komp.Chef dieses Uffz. war einverstanden, der Ia meiner Division hatte nichts dagegen. Gestern war ich nun beim Divisionskommandeur und der war sehr eingenommen von meinem Plan, nach TB zur Eineisung zu fahren, nur passte ihm der Vertreter nicht. Sollte unbedingt ein Offz. sein. Als ich ihm entgegenhielt, dass ich ja auch kein Offz. sei, meinte er, bei mir wäre das etwas anderes. Na denn ...
Aber mein Herzl aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ende dieses oder Anfang nächsten Monats bekomme ich aus Wien einen Leutnant, und dann ... komme ich zu Dir.
Weißt Du, was mich – ernstlich – masslos ärgert: Dass ich den Ringelpietz nun nicht mitmachen kann. Ich musste gestern so viel daran denken und das Ende war, dass ich mich schon riesig darauf freute. Aber es soll halt nicht sein. – Meine grösste Sorge ist ja nun, dass ich Dich noch irgendwie telefonisch erreichen kann, um Dir die „traurige Nachricht“ zu überbringen bzw. zu übermitteln. Schlumpel, wirst Du nun ein wenig traurig sein? Das sollst Du doch nicht! So wird doch die Vorfreude ein wenig verlängert, und wir haben unser Märchen noch vor uns. –
Heute war nach langer Zeit wieder einmal ein Anflug auf Wien. Es war allerhand los, aber hier draussen ist nichts passiert. –
Ja, mein Lieb, und was gibt es sonst noch? Nichts! Ewiger Dienst, immer müde, täglich gammeliges Essen und trotzdem fühle ich mich wohl.
Herzliebes Dodilein, habe ich Dir schon gesagt: Ich habe Dich, Dich ganz allein so unendlich lieb und immer sind meine Gedanken müde.
Ich bin ja immer sooo müde und 0100 Uhr ist es schon wieder.
Bleib mir gesund, mein Liebstes, und sei herzlichst gegrüßt und innig geküsst von Deinem Wölfchen

 

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