W., den 12. April 1945

Meine liebe Mama!
Endlich nach über zwei Monaten habe ich wieder mal von Dir Post bekommen. Da kannst Du ja Dir denken, wie ich mich gefreut habe, daß zu Hause noch einigermaßen alles in Ordnung ist und Du auch noch lebst. In den zwei Monaten konnte sich ja vieles ereignet haben. Ich wünsche mir nur, daß wir alle 3 gesund uns wiedersehn und unsere Wohnung stehen bleibt. Ich glaube wenn ich mal nach Hause komme, dann wird Berlin viel anders aussehen. Von Helga habe ich heute mit Dir zusammen auch Post bekommen. Sie schrieb, daß ihr 36 Nächte hintereinander Alarm gehabt habt, das ist ja auch kein Vergnügen. Wie Du schreibst, wird das Essen auch immer knapper und das ist ja das schlimmste. Bei uns gibt es jetzt auch nicht mehr so viel zum Essen und es ist man gerade soso. Es muß ebend eine gute Wendung eintreten sonst geht es uns verdammt dreckig. Darum mach auch den Garten ruhig weiter. Vielleicht kann man ihn noch mal gebrauchen. Hast Du denn überhaupt noch Kaninchen. Hier wo wir jetzt sind, bekommt man auch hin und wieder mal ein paar Kartoffeln. Neulich habe ich auch wieder mal Puffer gegessen und zu Hause habe ich sie nicht gerne gegessen und war nach zweien schon immer satt. Man weiß auch nicht was der Amerikaner vorhat. Er ist jedenfalls schon ziemlich weit drinn und es wird auch erzählt daß er dann weiter gegen den Russen macht. Es muß ebend bald Klarheit kommen. Ich bin jetzt im Augeblick noch bei der Stabbatterie und noch nicht im Geschütz. Im Osten ist ja bis jetzt noch alles ruhig; aber wer weiß wie lange noch. Wir liegen auch noch in Ruhe. Von Papa habe ich noch keine Post bekommen, Er liegt ja auch so ungefähr in meiner Gegend. Ist er denn eigentlich beim Volkssturm oder bei der Wehrmacht. Hoffentlich kommt er auch gesund wieder und hat es nicht so schwer: denn er ist auch nicht mehr einer der jüngsten. Sonst geht es mir immer noch gut. Es ist auch egal ob Du an Feldpostnummer 24285 oder 15018 schreibst. Es kommt alles beides an.

Nun liebe Mama sei recht herzlich gegrüßt von
Deinem Helmut