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Brief (Transkript)

Peter W. an seine Ehefrau am 5.1.1945 (3.2002.7401)

 

No 102.

5. Januar 1945



Meine liebste, beste Trude.

Heute abend bin ich wirklich rechtschaffen müde. Den ganzen Nachmittag haben wir uns bei frischem Winterwetter draußen herumgetummelt und „gekämpft und geschossen“. Aber es hat Spaß gemacht – und die Stubenlungen wurden richtig vollgepumpt. In den nächsten Wochen werden wir noch oft ins Gelände gehen – uns im Schnee einbuddeln und Burgen bauen. Ja, mit Spiel beginnt es. Ob es auch dabei bleibt.
Von meinen Eltern und auch von Elli erhielt ich heute einen Brief. Elli schrieb mir darin, daß Vater und Mutter sich so große Sorgen machen, weil sie unsre Sachen nicht retten konnten. Mutter weint Tag und Nacht deswegen – und lässt sich nicht trösten – sie sei richtig krank deswegen. – Gewiß, es fällt uns nicht leicht, zu wissen, daß wir restlos alles verloren haben – aber daran sind die beiden alten Leutchen gewiß nicht schuld. Vater hat selbst nicht einmal mehr seinen guten Sonntagsanzug retten können. Es kam damals alles zu überraschend und schnell. Die Hoffnung, daß wir in der Wildnis noch etwas ausbuddeln können, ist ja auch sehr zweifelhaft. Gebe Gott, daß unser Heimatgebiet auch bald wieder freigekämpft wird, dann fahre ich gerne einmal heim, und versuche noch etwas auszubuddeln. Dazu nun einmal etwas Anderes. Versuche einmal Dich an alles zu erinnern an Wäsche, Kleider und Wertsachen, die bei uns in der Wildnis abgestellt wurde. Mache darüber eine Aufstellung in doppelter Ausfertigung (Schreibmaschine mit Durchschlag). Die Ausfertigung lasse dann auf ihre Glaubwürdigkeit von Euerem Chef bescheinigen (Unterschrift mit Dienstsiegel). Wir können dann vielleicht daraufhin etwas ersetzt bekommen oder wenigstens wird uns dann später bevorzugt geholfen. Ich werde ein Gleiches auch tun. Ich werde mich mit unserem NSFO [Nationalsozialistischer Führungsoffizier] in Verbindung setzen und Dir dann schreiben, was zu tun ist. Also bereite die Sache einmal vor! – Wir selbst, liebste Trude – haben uns, wenn vielleicht auch schweren Herzens, zu solchen Opfern durchgerungen. Der Herrgott wird uns gewiß helfen – wir sind und bleiben für ihn bereit zu allem. Unser Kreuzlein, mit dem wir täglich einander segnen, gibt uns die Kraft dazu. Übrigens, hast Du selbst wenigstens noch etwas an Kleider und Wäsche in Rheydt bzw. Montabaur gehabt? Für Dich wäre es wohl am empfindlichsten und schlimmsten, wenn restlos alles fort wäre. Und wenn Du noch etwas ergattern kannst – so tue es – auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. Geld brauchst Du nicht zu scheuen!
Wie geht es Dir sonst, mein liebes, gutes Herz. Hoffentlich bist Du noch ganz wohlauf und gesund. Ja, krank darfst Du nicht werden – bitte, schone Dich und sei vorsichtig. Jetzt kommen ja wieder die kritischen Wochen! Du weißt, daß ich mir doch meine Sorgen mache – ich hab Dich doch zu lieb! Ach könnte ich es Dir doch wieder einmal selbst sagen und zeigen! Meine Sehnsucht ist ja so sehr, sehr groß! Gelt – immer gehören wir nur einander – und gebe Gott, wenn wir uns wieder zusammenfinden, werden wir trotz aller Armut und allen Entbehrens doch einander ganz glücklich machen. Wie freue ich mich schon darauf! Immer und in allem wollen wir den Mut behalten und uns unsern Frohsinn behalten und Mut nicht nehmen lassen. Ja, bleib Du mein tapferes, großes Herz, meine einzige Trude. Ich umarme Dich und drücke Dich an mein Herz zu stillen, innigen Küssen und segne Dich mit unserem Kreuzlein. Auf mich sollst Du immer rechnen können, denn ich bleibe ja

Dein Peter und Dich
liebender Gatte

 

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