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Brief (Transkript)

Gerhard Limpach an seine Eltern und Schwester am 18.12.1942 (3.2002.0883)

 

18.12.42



Liebe Mama, Papa u. Hilde!

Soeben war der U.v.D. durch und ich habe nun mein Bett wieder verlassen, um Euch noch einen Weihnachtsgruß zu senden. Leider muß ich Euch eine schlechte Nachricht geben: ich habe nämlich heute meinen Abstellungsbefehl erhalten. Morgen abend geht es wahrscheinlich los. Wie mir zumute ist, könnt Ihr Euch wohl vorstellen, wenn ich Euch sage, daß ich bis jetzt noch kein Päckchen von Euch erhalten habe (nur das von Tante Mila). Außerdem habe ich auch schon Geld für unsere Weihnachtsfeier gespendet und mich auch auf diese Feier sehr gefreut. Unser Leutnant hat allerlei für uns besorgt und wir hätten auch sehr gut zu Essen bekommen. Wer weiß, wo ich nun das Fest begehen werde. Wo wir hinkommen (wir sind 25 Mann), weiß niemand, wir hoffen jedenfalls fort von Rußland. Daß wir gleich an die Front kommen, ist kaum anzunehmen. – Es tut mir leid, daß ich Euch solch eine Weihnachtsüberraschung machen muß, aber wer weiß, wozu es gut ist. Mein Werkzeug habe ich leider in dem Schrank des Gefreiten einschließen lassen und der ist abwesend, so daß ich nicht ran kann. Er muß es Euch schicken. Ebenso werden meine Schlafnachbarn ein Päckchen mit verschiedenen Sachen, die ich nicht brauche, abschicken. So, nun Schluß damit, ich werde jetzt schlafen gehen.
Die Nacht ist vorbei, ich kann weiterschreiben, allerdings ist sehr wenig Zeit. Wir haben noch allerlei Sachen zu empfangen und zu verpacken. Heute haben wir jeder ½ Pfund Bonbons (1. Mal) und ¼ Liter Wodka, sowie je 1 Schluck Aquavit und Weißwein erhalten (Weihnachtszuteilung). Ebenso für 25 Mann 5 Bücher. Außerdem sollen wir noch Pfefferkuchen bekommen. Und was gibt es sonst noch Neues? Wir waren wieder im Theater. Das Programm war von KdF. Ehrlich gesagt, solch ein schlechtes Programm habe ich bis jetzt noch nicht gesehen. Da haben die Soldaten, die keine Künstler sind, bedeutend mehr geleistet. Das Wetter ist augenblicklich ganz schön warm für russische Verhältnisse. Ich habe wieder mehrere Zeitungen und Briefe erhalten. Für diese und die Briefumschläge und Heftchen vielen Dank. Ich verstehe bloß nicht, warum die Päckchen nicht gekommen sind. Na, Pech gehabt, vielleicht kommt heute noch etwas. Bedankt Euch doch bitte bei Pfarrer Wulf für die Heftchen, ich kann ja vorläufig doch nicht schreiben. Sagt das auch allen Bekannten. Nun Schluß. Ich wünsche Euch ein recht frohes und gesundes Fest. Möge Gott geben, daß wir im nächsten Jahr wieder zusammen feiern können. Seid nun recht herzlich gegrüßt und geküßt von Eurem
Gerhard

Schicken kann ich Euch im Augenblick leider nichts, das kommt später.

 

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