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Brief (Transkript)

Emil Schüssler an einen Freund am 06.08.1918 (3.2002.9113)

 

6.8.18



Lieber Rudolf!
Deinen dicken Brief habe erhalten vielen Dank. Besonders danke ich Dir für Deine lb. Bemühungen mich ordentl. unter die Haube zu bringen. Das gesandte Bild macht einen sehr guten Eindruck u. sieht das Frl. wie Du ja bereits schon bemerktest etwas älter auf dem Bilde aus, als es in Wirklichkeit der Fall sein wird. Als Geschäftsfrau muß ich ja doch ein Mädel mit gesetzterem Alter haben, so ein allzu junges Ding kann ich ja doch nicht gebrauchen. Im übrigen bin ich ja auch schon ein alter Knabe geworden u. passt bei mir ganz gut das Lied „Schon 30 Jahre bist du alt, hast manchen Sturm erlebt“.
Photographien sind ja auch nicht immer maßgebend. Aber lb. Rudolf werde ich mal mein Glück versuchen.
Du fragtest noch wie es mit meinem Urlaub steht. Ich denke, falls die Beurlaubung in Regt. so weiter geht wie bisher ich noch Ende August oder spätestens Anfang September auf Urlaub zu kommen. -
Aus der windigen Ecke bei Montdidier sind wir glücklich herausen, liegen jetzt bei Conny le Château in Stellung; wurden hier eingeschoben, da man mit einer französ. Offensive an dieser Front rechnet, bis jetzt ist aber alles noch ruhig.
Mein Bruder ist auch schwer verwundet liegt im Lazarett in Germersheim (Pfalz) hat bei Reims gelegen.
Es freut mich, dass es Euch noch gut geht, besonders dass die kl. Hildegard gute Fortschritte macht, werde mir auf Urlaub mal das kl. Mädel von Dir vorstellen lassen.
Auf baldiges Wiedersehen in Gersfeld bis dahin grüßt Dich u. Dein lb. Frauchen nebst kl. Mädel vielmals – Dein alter Kumpel Emil.

 

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