Biografische Skizze: Geschichte dieses Konvoluts
Die 22-jährige Pharmaziestudentin Katrin S. aus Sebnitz in Sachsen und der zwei Jahre ältere Henson S. aus Alzenau bei Frankfurt am Main, Student der Druckereitechnik in West-Berlin, begegneten sich Pfingsten 1988 im Zug von Prag nach Dresden/Berlin und verliebten sich ineinander. Henson konnte Katrin nur selten besuchen, und ihr als DDR-Bürgerin waren Reisen nach West-Berlin oder in seinen Heimatort untersagt. Nur das Briefeschreiben blieb neben teuren Telefonaten als Verbindung. Die Briefe thematisierten Beziehungsprobleme, befassten sich mit Musik und Kultur, schilderten den Alltag, das Studium, die Freizeit und familiäre Angelegenheiten.
In den Briefen bis Ende Oktober 1988 brachte Katrin ihre Liebe für Henson zum Ausdruck. Danach kühlten sich ihre Gefühle aufgrund der fehlenden Möglichkeiten des Zusammenseins stark ab, bis sich die beiden im Januar 1989 voneinander entfremdeten. Zu dieser Zeit ging Katrin eine neue Beziehung ein, die allerdings schon im März 1989 endete. Ihre Gefühle für Henson lebten wieder auf, was sie in eine schwierige Situation brachte, da sie von der Staatssicherheit beobachtet wurde.
Im Frühsommer 1989 fassten beide Briefpartner den Entschluss der Heirat. Auf diese Weise sollte Katrin eine legale Ausreise in die Bundesrepublik ermöglicht werden. Zu der geplanten Heirat kam es jedoch nicht mehr. Am 7. September 1989 flüchtete Katrin während eines Ungarn-Urlaubs über Österreich in die BRD. Henson half Katrin, in der Bundesrepublik Fuß zu fassen.
In diesem Briefkonvolut der Sammlung „Post von drüben“ befinden sich 47 Dokumente aus der Zeit zwischen 1988 und 1989. Diesem Konvolut beigelegt sind u. a. ein Zeitungsausschnitt, ein Antrag auf Zustimmung zur Eheschließung, mehrere Ein- und Ausreisekarten für die DDR sowie Schriftwechsel mit anderen Personen. Das Material liegt teils im Original und teils als Kopie vor.
Briefe aus diesem Konvolut: