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Brief (Transkript)

Hans-Joachim S. an seine Frau am 06.09.1944 (3.2002.1214)

 

den 6.9.44



Meine geliebte kleine E., meine lieben Kinder!

Ich überlege mir dauernd, ob Ihr schon meine beiden letzten Briefe erhalten habt, ob Ihr nun schon wisst, dass die Schule Metz aufgeflogen ist und wir uns im Einsatz befinden. Alles ging so rasend schnell vor sich, wir hatten noch nicht einmal Unterwäsche mitgenommen und froren ganz erbärmlich in unseren Erdlöchern. Angeblich sollte zuerst alles nur „Übung“ sein. Als aber die ersten Fahnenjunkerspähtrupps feindwärts gingen u. Verluste hatten, merkten wir doch, dass alles nun blutiger Ernst würde. 3 Tage lag ich vorne als Gefechtsvorposten, dann kam ich zum Pionierstoßtrupp zum Batt. Gefechtsstand. Dadurch wurde meine Lage etwas günstiger, da dieser in einer Scheune untergebracht war und ich nun wenigstens nachts ein Dach über dem Kopf habe. Wir werden zu interessanten Sonderaufgaben herangezogen, z. B. Brückensprengungen, Straßen verminen, u.s.w. Jedenfalls hat die Schule hier eine Widerstandlinie aufgebaut, die dem Amerikaner doch einige Schwierigkeiten machen wird. Heute früh griff er erstmalig mit stärkeren Panzerkräften an und wurde glatt abgeschmiert. Dabei gab es ein tolles Husarenstückchen. Die Feindpanzer kamen an ein Haus, in welchem gerade 6 Fahnenjunker eine Gans zubereiteten. Man nahm sie gefangen, packte sie in einen Schützenpanzer und fuhr mit ihnen übermütig direkt an unsere Stellung heran. Dort bekamen sie aber schweres Feuer. In der allgem. Verwirrung türmten die 6 Junker, nahmen aber einen amerik. Reg.-Kommandeur mit. Alles ohne Verluste! Toll was?! Gestern Abend, gegen 23 Uhr wurden wir Fhj. zum Kommandeur gerufen. Im Betonbunker beim Kerzenschein u. Art.-Feuer wurden wir ganz überraschend zum Leutnant befördert. Uns allen war ganz seltsam zumute, solch’ eine Form der Beförderung in dieser Umgebung hatten wir uns nie erträumt. Keine Offiziers-Schulterstücke zieren unseren verdreckten Rock, da wir hier nicht weg können. Nur in meinem Soldbuch steht nun endlich „Leutnant d. Res.“ Endlich habe ich also mein Ziel erreicht und muss nun gleich zeigen, ob ich das Herz auf dem richtigen Fleck habe. Wir hoffen zwar, dass wir hier nach und nach herausgezogen werden, denn es ist eine Unmöglichkeit, dass im vordersten Graben nur Leutnants liegen. Jedenfalls sind all’ diese Ereignisse einmalig seit dem Bestehen der Kriegsschule. Ich hoffe, mein Liebes, dass Du Deinen Vati doch noch einmal als Leutnant wiedersehen wirst u. wir hier gesund diese Krise überstehen. Innigst grüße ich Dich und die lieben Kinder,
Dein tr. Manni


Schreibe vorläufig nicht, da uns keine Post erreicht.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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