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Brief (Transkript)

Hans-Joachim S. an seine Frau am 28.07.1942 (3.2002.1214)

 

28.Juli 1942



Meine kleine liebe E.!

Eva – Evchen, ist doch wirklich ein hübscher Name. Heute Nacht hatte ich mit meinem Kameraden, der noch mit mir zusammen schläft, eine lange Unterhaltung, bis 2 Uhr morgens. Starker Bohnenkaffee zum Abendbrot hatte uns „erregt“. Im Verlaufe dieser Unterhaltung kamen wir auch auf die Namen unserer Kinder zu sprechen und er erklärte mir, dass er seine nächste Tochter Eva nennen würde. Bei dieser Unterhaltung kamen wir vom hundertsten ins tausendste. Wir begannen die milit. Ereignisse zu besprechen, sprachen über Urlaub, Familie, Geschäft, Privatleben und Zukunft. Als wir um 2 Uhr mal aufstanden, wurde es schon langsam hell! Ausgelöst wurde die Unterhaltung durch Post, die abends gekommen war. Obwohl schon von Dir seit 5 Tagen Nachricht fehlt, kam auch gestern noch keine. Ich nehme an, dass die reguläre Post von F. doch länger dauern wird, wenn auch Dein Luftpostbrief vom 19.7. schon am 22.7. da war. Aber ein netter Brief von Deinen Eltern war eingetroffen, welche mir zum „Obgefr.“ gratulierten. Samstag, als ich gerade den Brief an Dich beendet hatte, kam der für Störungen charakteristische Anruf mit 4 x lang läuten! Um 19 Uhr mussten wir noch raus – 6 km hin, 6 km zurück und nichts gefunden! Da der Störungstrupp, der an uns anschließt, auch nichts gefunden hatte, und man zu diesem kein großes Vertrauen hat, mussten wir früh um 2 ? Uhr wieder raus, und diese Strecke auch kontrollieren. 12 km hin – 12 km zurück. Zum Glück fanden wir unterwegs eine Draisine, die uns einige Kilometer mitnehmen konnte. Trotzdem waren wir erst um 11 Uhr mittags zurück. Na, schnelles Mittagessen und dann Dauerschlaf bis 17 Uhr. Übrigens lag wirklich die Störung weder bei uns noch beim Nachbartrupp sondern in Rschew. Also alle Mühe umsonst! Mein Saunabad holte ich nun gestern nach. Gerade, als ich mitten im Reinigungsprozess war, riefen Helmuth und Paul an. Natürlich wieder leicht angesäuselt, Major und Begleitung waren im Kino, man nutzte das Alleinsein wieder einmal gründlich aus. Man versprach mir aber auch eine kleine Zuleitung. Beide hoffen nun auch im Laufe der nächsten 4 Wochen auf Urlaub fahren zu können und wollen sich dann auch zu meiner Kompanie versetzen lassen. Bin neugierig, ob es ihnen glücken wird! Der von uns angelegte Garten in Sy. soll herrliches Gemüse liefern. Über 100 Salatköpfe sind schon geerntet worden, Zwiebeln, Radieschen, Spinat! Im Moment wurde ich ganz traurig – aber nur für einen Augenblick! Meine jetzige Arbeit und mein größeres Ziel geben mir doch mehr Tagesinhalt und Befriedigung! Bin nur neugierig, wie lange mein Aufenthalt hier dauern wird – es laufen schon wieder so viele Gerüchte herum. Manchmal ist doch etwas wahres dran! Wie wird bloß nur einmal alles enden! Gottlob ist die Stimmung bei uns allen Soldaten gut, ja sehr gut. Jedermann hat vollstes Vertrauen zum Führer, jeder weiß um was es geht, warum wir diese Opfer bringen müssen. Um keinen Preis möchte ich heute in der Heimat herumlaufen und Bierbauchstrategie betreiben, mir tägl. neue Märchen von Ebert und Konsorten anhören. Die Frontstimmung ist bestimmt besser als Eure Heimatstimmung. Die Urlauber kommen nicht besonders rosig gestimmt zurück und haben sich über manche Einstellung der Zivilisten ärgern müssen. Na, nach dem Krieg wird man ja sehen, wie man uns Soldaten danken wird!
Mein Kleines, Liebes, für heute mal wieder Schluss! Donnerstag geht erst die Post weg und vorher werde ich Dir nochmals schreiben!
Tausend herzliche Grüße und Küsse,

Dein Manile

 

 



Ansicht des Briefes

 

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