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Brief (Transkript)

Hans-Joachim S. an seine Frau am 23.07.1941 (3.2002.1214)

 

den 23. Juli 1941



Mein geliebtes kleines E.!

Wieder einmal gibt es eine kleine Atempause bei diesem gewaltigen Vormarsch und schnell sollst Du ein Lebenszeichen von mir bekommen. Ich bin wohlauf, fühle mich gesund u. munter und bin doch stundenweise tiefsinnig, völlig abwesend und in Gedanken nur bei Euch. Was werdet Ihr tun, wie werdet Ihr Euch um unseren Vormarsch und mich sorgen? Ich hätte ja auch nie geahnt, dass ich ausgerechnet den schwersten aller bisherigen Kriege mitmachen muss. Ein Monat Krieg - dieser Monat hat uns gezeigt in welch’ katastrophaler Weise der Kommunismus ein Land auf den Tiefstand der Kultur bringen kann. Hier lebt tatsächlich das ärmste Volk Europas, der Abschaum an Juden bevölkert hier Stadt und Land. Die Primitivität bezgl. Lebenshaltung ist unbeschreiblich. Alles ist verkommen! Kein Wunder, dass sich Russland von der Welt absonderte. Nur die rote Propaganda blühte, auf jedem Marktplatz , der aller kleinsten Ortschaft, steht das rote Rednerpult, flankiert von den Bildern sowj. Bonzen! Jedenfalls hat man uns in Deutschland bisher alles zu gelinde geschildert. Wir haben alle die Nase reichlich voll. Vor allen Dingen darum, weil der Russe / Jude alles abbrennt, was für uns irgend einen Nutzen haben könnte. Als Mordbrenner rast er jetzt über das Land und stürzt die zurückbleibende Bevölkerung in größte Not. Er kämpft verbissen bis zum letzten Mann und fügt uns große Verluste zu. Heute früh wurden hier 1500 Juden erschossen als Vergeltung für die Zerstörung der Stadt. Stell’ Dir vor: eine Großstadt von 160000 Menschen - und alles zerstört, kein Haus unbeschädigt. So ist’s überall! Aber über uns jagen deutsche Bomber unaufhörlich Richtung Moskau und werden den roten Bonzen im Innern des Landes ordentlich einheizen. Wir hoffen nur, dass hier bald der rote Spuk vorüber ist und wir wieder nach dem Westen zurück können. Mein Panhard läuft immer noch treu und brav. Nie hätte ich geglaubt, dass dieser empfindliche Wagen solche Straßen bewältigen kann. Der Ausfall an Kraftwagen ist außerordentlich groß. Du mein Herzel, wirst nun zur Reise an die Ostsee rüsten und Dich hoffentlich recht gut erholen. Bleibt nur recht lange dort und lasst Euch nicht vom Kriegsgetöse erschüttern. Es wird schon alles gut gehen. Schickt mir aber bald mal ein Bildchen, von meinem Kleinen und von Dir! - Hoffentlich kommt bald von Euch Post an! Die Postverbindung ist sehr, sehr schlecht. Aber auch Deine lieben Briefe werden mich mal erreichen!

Vorläufig seid recht herzlich gegrüßt und geküsst, vor allen Dingen Du mein tapferes kleines Evchen, von Deinem Manile

 

 



Ansicht des Briefes

 

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