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Brief (Transkript)

Hans-Joachim S. an seine Frau am 16.06.1941 (3.2002.1214)

 

den 16. 6. 41



Mein liebes E.!

Schon gestern sollte eigentlich geschrieben werden, kam aber nicht dazu. Reger Betrieb, viel Arbeit, füllen die letzten Tage aus. Du kannst Dir nicht vorstellen, was alles noch beschafft werden muss, um auf “große Fahrt” gehen zu können. Außerdem macht mir mein Wagen viel Sorgen. Fast tägl. bin ich mit ihm in der Werkstatt. Tägl. ein neuer Defekt, nur Kleinigkeiten, macht aber immer Arbeit. Sonnabend – Sonntag war ich überhaupt k.o.! Wir bekamen Sonnabend unsere 3. Typhusspritze, die mir sehr schlecht bekam. Nachts hohes Fieber, Schüttelfrost und anständige Schmerzen. Nur Gelonida konnte etwas lindern. Die Reaktion ist aber vollkommen natürlich. Jetzt folgen noch 3 Cholera- und 2 Malaria- und 2 Ruhrspritzen. Ich danke! Wenn die Dinger wirklich vorbeugend helfen, bin ich ja zufrieden.
Deinen letzten lieben Brief vom 11. 6. (den mit den Briefmarken) trage ich noch mit mir herum. Er sollte eigentlich schon gestern von einem neuen Briefchen von Dir abgelöst werden. Hoffentlich fühlst Du Dich nicht schlechter, liegst etwa über der Wasserleitung! Hoffentlich geht alles noch gut. Ich freue mich, dass Du durch Deine Freundin und Kino etwas Abwechslung hattest. Zieh‘ Dich auch immer recht nett an, geh‘ zum Friseur – sonst denken noch die Leute, dass Du Dich vernachlässigst. Ich hoffe ja auch immer noch, dass mal ein ganz plötzlicher Friedensschluss überrascht! Wäre das schön! Der Gedanke an Russland ist bestimmt nicht angenehm, aber kaum noch abzuändern. Ein Winter in Petersburg, Moskau oder Sibirien wäre nichts für mich. Trotzdem birgt auch Russland ein geheimnisvolles Dunkel, welches auch wieder reizt. Na abwarten! –
Wegen des Dreirades oder Roller: lies doch mal die kleinen Anzeigen. Dort wird doch montags immer so etwas angeboten. Kaufe dem Jungen auf jeden Fall solche Sachen! –
Mein kleines liebes Evchen! Wie oft denke ich an Dich oder den Jungen. Abends im Bett kommen mir manchmal die Tränen, so verlassen komme ich mir vor. Wirklich, wie glücklich könnte man sein, wenn dieser elende Krieg nicht wäre. Aber es muss durchgestanden werden, vielleicht zum Glück und Wohl unseres Jungen. Hauptsache, wir behalten einander lieb und werden nach dem Krieg nie wieder eine Uniform anziehen. Nie Kriegerverein, usw.
Mein Kleines, sei Du und alle Lieben, recht herzlich gegrüß und lieb geküsst von Eurem

Vatile

 

 



Ansicht des Briefes

 

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