Neuruppin, den 16. Febr. 1917

Liebe Hedwig!
Heute habe ich wieder vergebens auf einen Brief von Dir gewartet. Es ist zu ärgerlich mit der Post. Dein letzter Brief kam so schnell, am Dienstag schon, an. Dein Paket ist noch nicht da.
Hoffentlich ist mein Eilpaket jetzt da und das Buch für Erika. Ich warte sehnsüchtig auf Deine Bestätigung.
Nächste Woche könnte ich schon wieder ein Paket schicken. Eben habe ich ½ [Pfund] Butter und 6 kleine Eier bekommen. Beides würde ich Dir gerne schicken, wenn es so gleich ginge. Andres bekomme ich hoffentlich in nächster Woche. Die Eier sind sehr klein. Aber wir könnten doch mal überlegen, ob Du mir nicht die Eierkiste schickst. Ich glaube allerdings, es ist ein bischen riskant mit dem schicken. -
Ich habe vor, Anfang März um 14 Tage Urlaub nach Essen und Coblenz zu bitten. Ich denke, zum Besuch der Mutter wird mir der Urlaub nicht abgeschlagen. Ostern müßte ich dann allerdings verzichten. Aber Ostern wollen immer so viele fahren. Ich glaube es ist besser so, u. Anfang Mai noch mal, dann habe ich ja einen guten Grund. Es soll mich mal wundern ob die Urlaubssperre, die nächsten Montag zu Ende ist, nicht noch verlängert wird. Die Hälfte Schnellzüge ist schon ausgefallen. Aber alles wollte man ja gern ertragen, wenn man die Gewißheit hätte, daß bald ein Ende kommt. Manchmal denke ich, die Menschen sind doch einfach verrückt geworden, daß sie diese Geschichte noch fortsetzen. Am verrücktesten sind die Amerikaner. Vernünftig ist Carranza in Mexiko, der vorgeschlagen haben soll, die Amerikaner sollten keine Schiffe mehr an die Entente senden. Er hat recht, das würde das Ende bedeuten.
Es ist ein Jammer. Ich sehne mich danach, mich mal wieder Dir gegenüber auszusprechen. Das Junggesellenleben bin ich über und über satt. Schreibe nur viel. Ich habe mich so über Deine letzten Briefe gefreut, Briefe sind meine Hauptfreude.
Dir u. den Kindern viele Grüße u. Küsse
Dein Julius
Schicke nächstes Mal auch Eilpaket.