Brief (Transkript)
Hedwig Lauth an ihren Ehemann am 17.07.1915 (3.2012.1801)
Essen, Sonnabend 17. Juli 1915.
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Mein lieber Julius.
Heute ist mir doch ein großer Schreck durch die Glieder gefahren, als man mir sagte, daß Hindenburg 30 Tausend Russen gefangen hat. Früher empfand ich Freude darüber, jetzt nur Grauen und Angst. Wenn mir nur einer gleich sagen könnte, ob Du mitgekämpft hast und gut durchgekommen bist. Karl sucht mir alle Furcht auszutreiben, indem er mir klar legen will, daß Du nicht mitgekämpft hast. Nun werden Tage oder Wochen Kämpfe stattfinden und ich kann erst wieder Ruhe haben bis alles vorbei ist und ich von Dir die besten Nachrichten habe. Und wie lange kann das dauern. Das Leben ist doch jetzt entsetzlich. Keine ruhige oder freudige Stunde mehr. Wenn doch nur erst der Krieg vorbei wäre und Du glücklich wieder bei uns bist. Wie schön könnte es jetzt sein.
Hier regnet es jetzt sehr viel, darin würdest Du es garnicht aushalten können. Mit Ischias hätte ich Dich gern zurück. Hoffentlich hast Du wenigstens vorher einige Briefe von mir gehabt. Wie lange werde ich jetzt auf einen Brief von Dir warten müssen. Ein jeder Brief von Dir beruhigt mich etwas und macht mir mehr Mut. In 14 Tagen wird Mutter wohl hier sein, auch die wird stets in 1000 Ängsten sein. Es tut mir so innig leid, daß Du gar keinen guten Freund bei Dir hast, wenn man auch schon im Felde leichter bekannt wird. Ich denke so häufig an Deinen Vater, der auch 40 gut herausgekommen ist.
Liebster ich denke Deiner stets in großer Liebe und Sorge. Innigst küßt Dich
Deine Hedwig.
den beiden Kindern geht es vorzüglich.
Ansicht des Briefes
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