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Brief (Transkript)

Mutter an Sohn Mathias Möller(?) am 23.06.1916 (3.2009.0573)

 

Mittenwald 23. Juni 1916.



Packet № VI. u. №. VII.

Lieber Mathias!
Herzlichen Dank für Deinen lieben Kartenbrief, dürft Ihr doch jetzt etwas mehr schreiben.
Wir haben in heute bekomen und will Dir gleich Nachricht geben, und zugleich gebe ich zwei Packetchen auf , Käse und etwas Brod dazu, Bucheln wies der Thomas heißt, mit den nächsten Packet bekomst wieder Kuchen und wieder Eingekochtes laß es Dir gut schmecken, wen Du etwas einmal gern möchtest, schreib es uns ja, wir schicken es Dir gerne, oft seht ihr von andern etwas anders schreib es, wen Du einen Wunsch hast. In Verdun muß es furchtbar zugehen, Gaber Schorschl ist im Lazarett gestorben er hatte einen Bauchschuß. Schöttl Seppl der Schuster ist gefallen, vom Drexler vom Postkeller der Ludwig und Lehrer Wegmann. Lippe Otto hat eine Kopfverletzung liegt in Zweibrücken Rheinpfalz in einem Lazarett. In München ist es am letzten Sonntag, sehr schlim zugegangen, ganze Nächte müßen die armen Frauen anstehen, daß sie in der Früh Fleisch bekomen in der Freibank, sie bekomen keine Brotkarte, keine Butterkarten, und ohne Marken bekomt man nichts, dan sagte ein Preußischer Sau Jung[?] es soll ein Offizier gewesen sein, sie sollen die Kinder auf die Weide treiben und sie sollen Gras freßen, dan ging der Sturm los Militär mußten ausrücken die halfen aber dem armen Volke dan kam die berittene Gendarmerie die hauten dan mit die Säbel drein, einen haben sie ganz erschlagen und viele verwundete und halb erdrückte gabs es dauerte von nachmittag 4 Uhr bis nachts 1 Uhr die Kaffeehäußer wo sich groß Kopfige darin befanden wurden gestürmt die Fenster eingeworfen in der Neuhauser und Kaufingerstraße. am Marienplatz haben sich die Frauen gesamelt in der Zeitung stand ein bischen etwas aber es wurde ganz verheimlicht es hieß auch bedauerlicher Weise hat daß Militär den Leuten geholfen, mit den Frauen u. Kindern, wird so umgegangen und die Väter und Söhne könen sich verbluten für diesen Schwindel. Ein jeder sagt gleich der komt, wir wären besser dran, wen wir bei den Franzosen wären, dan ging es den Preußischen Gesindel nicht gut. Wir auf den Lande dürfen ja noch nicht jammern aber die in der Stadt. Lieber Mathias wen Du einal kanst schreib uns ja wieder ich schreib Dir bald wieder, viele Grüß von den Nachbarleuten, Herzlich Grüßt Dich Vater, Thomasl und besonders Deine Mutter

 

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