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Brief (Transkript)

Friedrich Spemann an seine Mutter am 04.08.1916 (3.2002.9143)

 

Inov[?]. 4.VIII.16.



Mein liebes Mutterle!
Eben kam Wein[?] Nr. 3, für ich Dir vielmals danke u. Dein lieber Sonntagsbrief. - Damit ichs ja nicht vergesse: Zu essen brauchst Du mir hier gar nichts herschicken, die Verpflegung ist erstklassig u. so reichlich, daß man zuerst gar nicht fertig wird damit. - Daß Du viel an uns daheraußen denkst mein liebes Mutterle, daß weiß ich. Mach Du Dir nur nicht zuviel Sorgen. Es ist hier gewöhnlich gar nicht so schlimm u. man gewöhnt sich an alles.
Heut bin ich an ein Schlößle, 20 Minuten von hier gelaufen. - Hier sieht man überall deutlich die Spuren des Bewegungskrieges. Alle Maasbrücken gesprengt u. die gegenüberliegenden Höhen, wo sich die Franzosen damals noch zu halten suchten voll Gräber. In dem Schlößle hatten Civilisten aus dem Fenster geschossen, die Folge war daß unsere Soldaten dort alles, aber auch alles, bis auf die Dachschiefer u. Fensterrahmen, Betten u. Bücher kurz u. klein geschlagen haben. Ich hab photographiert. Es sieht furchtbar aus. Ganz komisch berührten mich unter einem Haufen juristischer Bücher und Zeitschriften ein paar Mathematikschulhefte eines etwa 14-15 jährigen Jungen u. etwas jüngeren Mädels. Ferne Klänge – wenn auch auf Französisch. - Vorgestern u. gestern war ich in Montmédy u. Sedan u hab natürlich wieder ein ganzes Stück Frankreich kennen gelernt – Die beiden Waschsäckle u. die Uhr hab ich bekommen. Vielen Dank!
In den nächsten Tagen schick ich Fotos, schon entwickelt, hoffentlich sind sie was, es sind schöne Aufnahmen von hier dabei.
Einen Kuß Dein
treuer Bub

 

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