Coblenz den 2. 10. 1918.

Mein liebstes Lieb.
Heute bin ich nicht im Loht[?], ganz benommen zunächst von der Nachricht daß Otto Heintzmann nun auch gefallen ist, ist es nicht schrecklich. Mir wird ganz angst und bang, wer verbürgt einem daß es einen nicht trifft, es geht wirklich schrecklich und wenn einer da noch wünscht der Krieg dauere auch nur einen Moment zum Fallen eines einzigen Menschen länger, den verstehe jemand anders. Gertrud Nebel telephonierte es mir heute früh, er[?] H.[?] sei vom Jagdtisch weggerufen, sie wußte es von der Tochter Nolte oben bei Heintzmanns im Haus. Sie sei ganz außer sich. Wenn da einer nicht verbittert wird maßlos oder verrückt ist nicht zu verwundern. Ich liege den ganzen Tag bald schon hier auf der Chaiselongue im Kinderzimmer mir ist heiß und der ganze Körper voll Erkältung. Kopf dumpf und heiß, Bauch zu dick, Beine weh, hab mir Michels bestellt, wird wohl erst um 7 kommen. Ich hab vor dieser Geburt doch einen ziemlichen feigen Bammel, hätte dann doch gern Du wärst hier, verstehst Du mich in den widerstreitenden Gefühlen? Es ist so richtiges Herbstwetter, kalt weiß ich zwar nicht aber Regen und trübe! Wir haben den Ofen an. Ich Deinen lila Morgenrock an. Ilse spielt mit einem Freiburger Spiel, Hilde im Stall d. h. sie taten dies alles denn jetzt ist es inzwischen Abendessen Zeit vorbei. Michels war hier hat für morgen Bett verordnet, Aspirin und Medizin zum lösen des Hustens. Heute kein Pöstchen hat von Dir Dein Mammchen, nur Überreichung Seligmann durch Baron. Lag den ganzen Mittag auf der Chaiselong. im Kinderzimmer. Nebels auch kurz hier. Hilde ist heute Mittag im Bett 2x[?] von 1 Biene gestochen. Wespe glaub ich heißen die Biester, erst am Auge (rechts) und dann auf dem Rücken. Ilse heulte bald mehr als sie. Gretchen soll die Nacht heute auf morgen wiederkommen, ist auch man gut wenn ich morgen im Bett liegen soll. Kind rechnete Michels für Mitte nächsten Monats, ob ich so die Sander doch am 5ten kommen lassen soll?
eigentlich unnötig auch die […] lange Verpflegung. Gestern in Ems war es sehr nett eigentlich, […] noch sehr viel ruhiger als sonst, tat von selbst kaum den Mund recht auf, ich hielt es noch seiner Krankheit zu gute. Gab Kaffee Brödchen mit guten Zutaten, sie ermunterten aber nicht so wie sonst, ich nahm auch keine Butter […] nehme an sie wollten für den Schwiegersohn sparen. Es gab aber noch leckeres Obst und so viel man konnte, Trauben sehr genußreich, Äpfel lecker auch zum Schluß noch Pudding. Zeitungen sind heute ja recht mies, sie rücken Euch gehörig auf's Fell, Quetin[?] nun auch, hattest wohl selbst so nicht mit gerechnet?? Wie ist es nur moglich, hoffentlich schadet es Dir in keiner Hinsicht was, bleibst Du sund und wirst auch nicht verantwortlich dafür gemacht.
Hast schon das Geld 150 M abgeschickt, ich wäre Dir dankbar sonst gibt es Durcheinander mit den Kassen. Schmitt oder wie der [...] heißt sich schreibt hat für diesen Monat nicht geschickt, kann ja noch kommen. Brief von Magda kam gestern, sie hat doch viel Angst ausstehn müssen, kann sich sehr freuen den Mann gehabt zu haben, Michels riet mir übrigens Dir zu November zu raten, er sprach von dem Standpunkt aus man sei dann auch eher wieder drinne[?] - unberufen daß es alles gut geht und bleibt, Affejaß[?] Du. Was für ein Kommando hatte wohl Bosab[?] in Lothringen wieder doch sehr fein scheint gewesen; für sie doch besser als Generalstab, sei nicht böse, ich bin ja unberufen zufrieden. Ist denn sein Generalkommando in Lothringen? Sie wird dann wohl nächste Woche kommen. Ende der Woche sonst so die kommende erst, ich schrieb ihr schnell zu.
Eben sehe ich es scheint so gegen den 7ten. Ihr Brief ist nett findest Du nicht auch. Über Geld etc. schreibe ich Dir morgen im Bett werde ich Zeit haben nehme ich an. Die Leute sind hier scheints viel der Ansicht es sei bald Frieden – muß. Ich zerschinde mir damit nicht mein Gehirn. Es ist schon ziemlich spät, ich bin schaffig[?]. Gerty ist ohne Mädchen, ich sehe mich noch gar nicht da. Bin mal mächtig gespannt, was Du zu den Bildern sagst? Hoffe sind morgen […]. Findest denn Du nicht auch Hagmann arg unverschämt. Berta meint er wollte sein Haus davon bezahlen. Da kommt Berta will Post mitnehmen. Also mein Liebster bleib sund, Gott gab uns ein vergnügtes Jahr und Zusammensein am 3.10.18.
Deine Mammelitzka.