K. H. Qu. 17. X. 18.

Mein Lieb!
Wieder kein Brief von Dir, es ist beinahe wie im Anfang des Krieges und nicht wie nach 4 Jahren, da wir am Ende des Aufstandes zu stehen hofften. Die Geduld wird mal wieder auf eine harte Probe gestellt. Bekam heute nur Post durchs XVIII. Res. Korps, einen langen Brief von Willi vom 5.X, den ich Dir nach Beantwortung schicken werde und beigefügtes Schreiben von Max Bausch, das ich zurückerbitte. Ich weiß nicht, wofür der kleine Kerl sich bedankt, anscheinend hat er das Kriegsverdienstkreuz bekommen, das ich für ihn bei Willi befürwortete. Sein Stil ist zum Lachen wirklich und er hat eine fabelhafte Anhänglichkeit trotz aller Anpfiffe, derer er eine nicht geringe Zahl von mir bezogen hat.
Wie mag es Dir gehen? Wir sind ja reine weg wie abgeschnitten von einander, ich hoffe zuversichtlich, Du hast Deine Erkältung ganz überwunden und die Kinder sind vergnügt.
Morgen schreibe ich Dir nun vom neuen Quartier, wir werden wohl erst am Nachmittag herüber fahren.
Bis gestern hatte ich noch gedacht, wir würden nur kurz dort verweilen und dann sprungweise uns der deutschen Heimat nähern. Aber Herr Wilson hat es anders befohlen, der gemeine Heuchler. -
Gestern Abend saß ich noch eine Stunde nach Tisch mit den 1 a Ordz. Offzn., genannt Buben, zusammen und der heutige Vormittag verließ still und friedlich; ich hatte sehr wenig zu tun. Allzu wenig ist mir nicht angenehm, denn dann kommt meist eine Hochflut hinter drein. Ich habe mir einige Bücher in der hiesigen Feldbuchhandlung erstanden.
Walter Flex: Vom großen Abendmahl (Verse und Gedanken aus dem Felde.)
Richard Braungart: Spitzwegs „Bürgerlicher Humor
und Theodor Wolff: Vollendete Tatsachen 1914-1917,
Betrachtungen über unsere Politik aus diesen Jahren.
Cigaretten gibt’s nicht mehr zu kaufen, da greift man zur Cigarre und dem Buch, so kommt man besten über eigenartig wechselnde Stimmungen hinweg,
In steter Liebe küßt mein Herzlieb
Papps.