Coblenz den 20.8.1918

Mein liebes Peppchen[?]
Heute abend kam Dein lieber Brief vom 16ten (17ten abgestempelt) da bin ich sehr froh. Der vom 15ten fehlt noch. Ich bin Dir ja auch so dankbar daß Du jeden Tag schreibst, Gott lob wenn Du es kannst. Mögs so bleiben. Die Post ist scheinbar ins Feld auch nicht gut. Du schreibst glücklich über einen Brief vom 10ten am 16ten also 5 Tage. Ich finde wenn es als regelmäßig und gut ist fein. Es geht mir, sei dessen froh mit den Nerven und auch so – unberufen gut und es soll so bleiben so Gott will solange ich gute Nachrichten von Papps habe gell!
Wenn als ich die nur habe bin ich froh. Alle sagen ich sähe gut aus, rote Backen, ich ärgere mich täglich daß Du es nicht siehst. Ich schwelge jetzt auch in Milch, wir haben nun den Tag 3 ¼ Liter die von der Denger[?] kostet mich mit Fahrt doch bald 1 M[?] ein Liter.
Ich habe doch gestern 100 M bei Seligmann geholt und sage und schreibe heute ist kein Pfennig mehr davon da. Zur Probe: Allerding sind auch eine Menge Einmachsachen dabei.
10 [...] Äpfel 11 Mark
11 [...] Bohnen 11 Mark
2 Kohlköpfe 7 Mark und etwas.
10 [...] Mirabellen 10 Mark
39
Übertrag Seite davor 39 Mark
Auffüllen der Gaskasse 20 Mark
Keise[?] an Berta 5 Mark
Seife 17 Mark
Haushalt, es gab Käse 20 Mark
Nährmittel unter anderem -
101 Mark
Nun kommt morgen noch Butter Zucker neben dem laufenden, ich weiß es bald nicht zu zahlen.
Heute rief Frau Mohr an und Gretchen kriegte eine Zunge 16 M die heben wir schon auf für Montag denn es gibt ja diese Woche eigentlich gar kein Fleisch. Es soll auch noch Speck bei Frau Mohr geben, ich nehme es auf Kasse vom nächsten Monat. Treffen mit Henny[?] werde ich mir zu verkneifen wissen, lohnt als das Geld nicht. Dicht neben angegebenem Ort steht Frétoy le Chau[?] ist er das oder ist es Wald oder Berg? Ein Bild gibt es wohl davon nicht? Die Kämpfe bei Euch hören ja auch gar nicht auf. Ich finde es schrecklich. Habe eben mal all die Orte auf der Karte gesucht und bis auf Nawon[?] gefunden. Es ist jetzt ½ 10 Du sitzt sicher noch über der Arbeit hoffe ich sehr. Was ist denn Deine Beschäftigung? Hoffentlich meist auch Büro, na es soll nur gut geht hoffe ich. Dein Brief brachte mir
so mit der Abendpost, Berta zu Kolles wo ich mit Ilse zu üppigem Kirschtortenschmaus und mäßigem Thee gebeten war. Gretchen hat schon gefragt will den Brief auch mitnehmen ich erzähle Dir so morgen von Ems von den Kindern. Berta ist mit schlechter Laune vom Urlaub zurück obgleich ich ihr die Reise noch was Geld anbetraf wieder gegeben habe, sie redet fast kein Wort, macht ein beleidigtes Gesicht. Scheint mir die reinste Eifersucht. Die Frauenzimmer sind toll.
Küße viele und schöne so viel Du willst. Bleib gesund. Es hat Dich lieb Deine Mamma.