Brief (Transkript)

Heinrich Begemann an seine Eltern am 24.12.1870 (3.2013.3340.20)

 

Montargis. 24.12.[18]70. Liebe Eltern !
Wider Erwarten haben wir heute (Sonnabend)
schon Ruhetag, obwohl wir erst 2 Tagemärsche gemacht haben,
d[en] 22. bis Con-
tenay 28 Kilom[eter], d. 23. bis hierher 25 Kilom.
Zwischen hier u.[nd] Orleans liegt keine größere Stadt mehr,
wo wir bequem einquartiert werden können.
Daher sind wir hier geblieben und haben nun noch 3 Tagemärsche bis Orleans
an den beiden Festtagen u. Dienstag. Wohin es dann weiter geht, wissen wir
nicht, da wir keine Nachricht über die Stellung des 10. Armeecorps haben.
Seit 2 Tagen ist es Frostwetter und sehr kalt, angenehm zu marschieren.
Wir können kaum vor Kälte auf dem Marsche
ein ordentliches Rendez-vous (Marsch-Halt)
machen. Als wir gestern vor der Stadt lange
auf die Quartierbill.[ets] (Zuweisungsscheine) war=
ten mußten, machten wir große Feuer an, indem wir uns Holz bei
den nächsten Häuser wegnahmen. Hier habe ich es ziemlich schlecht mit
dem Quartier getroffen. Mein Wirt, ein Schuster, hat schon seit lange keine
Arbeit, daher gar kein Geld und dazu vor 8 Tagen einen 40jähr.[igen] Sohn
verloren. Wir mußten ihm Geld geben, damit wir etwas bekommen.
Übrigens sind beide, der Mann wie die Frau, sehr freundlich u. gute
Leute. Sie thun, was sie können. Ein gutes Bett. Nochmals beide be=
sten Wünsche zu den bevorstehenden Festen, die Ihr wohl u. gesund
feiern mögt. Ich werde nun gar nichts davon gewahr werden.
Viele Grüße Euer
Heinrich.

 

 



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