Brief (Transkript)

Soldat F. Klüry an seinen Pflegevater Vinzens Teufel am 18.5.1849 (3.2015.342)

 

Frittingen b[ei]/A[mt] Spaichingen d[en] 18ten
Maj [18]49


Wertester Pfleg=Vater !

Mit großen freuden erhilt ich daß Schreiben samt Paket,
wo sich 1 Hemd 1 par Soken etc (?) befunden hat, ich habe
Euch geschrieben, blos wan es meglich sein kan̅, mir
ein par batzen (süddeutsche Münze) zu schücken, daß glaub ich aller Dings
daß, daß Geld auf dem Land rahr ist, und daß der
Sim̅om Mark nicht zahlen kann, weil nirgens kein
Verdienst ist, und kein Handel und Wandel nicht
geht. Es ist jetzt noch 5 oder 6 Wochen so erhalten wir
unser Abrechnungs Geld, so will ich mir dan eine
Uhr anschaffen, ein par Stüffel daß ich 2 par hab,
und sonst noch gegen stände.
So will ich Euch zu wißen machen daß wir am
18ten Maj mit Jubel und Freuden nach einem
3/4tel Jährigen Ausmarsch, wüder unser Vaterland
betreten und sind gegenwärtig in Frittlingen Amt

Spaichingen so weiß ich aber, komne wir nach
Stuttgart oder müßen wür uns an der Badischen
Gränze verweilen, biß die Sache entschieden ist, wegen
der Festung in Rastatt. Es sind wirklich keine
Wirtembergische Trupen mehr im Badischen, daß
2te Batailion des 4ten Regenmintz (Regiments) ist und das
1te Batalion des 8ten Regenmintz befindet sich
wirklich in Frankfurt, und die übrigen sind jetz wirkli=
ch in Wirtemberg.
Ferner muß ich bemerken, das daß Militär wirklich
so aufgebracht ist, und ganz auf der seite des Birgers
und nicht mehr auf der seite des Stads (Staats).
Wir haten schon mehrere mal versamlung, wegen
den Gesözen die, die Verfaßung herausgegeben hat,
und haben eine Meldung gemacht und eingegeben wegen
mehreren punkten, weil wir schon ein Jahr der Vervaßung
und dem Reichsverweßer gehuldigt haben und aber
noch nie nach den Gösötzen der Vervaßung behandelt
worden sind. So sind wir nun in der festen Hoffnung
daß es in kurzen zeit eine Änderung geben wird.

Auch habe ich erfahren, daß des, Joseph Schmid und seine
Frau sollen Gelt gemacht haben, seid Ihr auch so gut
und schreibt mir die unsere verheltniße, und auch
sonst Neuigkeiten.
Weiter weiß ich nichts zu schreiben als es wird mich
Herzlich freuen wen mein Schreiben Euch alle beim
besten Wohlsein antrefen wird, wie es mich verliß
Ich grüße Euch alle Herzlich vielmal so auch meine
Verwanten. Schreibt mir auch bald wieder

Euer Pfleg=Sohn

Soldat F: Klüry

 

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